Lückenhafter Schutz für Haus und Grundstück

ND-Serie: Welche Versicherungen Sie wirklich brauchen (Teil 19)

  • Lesedauer: 4 Min.
In einer Artikelserie zum umfangreichen Thema Versicherungen behandelt unser Autor HERMANNUS PFEIFFER, Wirtschaftspublizist in Hamburg, jeden Mittwoch an dieser Stelle unterschiedliche Aspekte und Probleme über Versicherungen im Alltag, über Sachversicherungen oder Versicherungen zur Gesundheit und Arbeit. Im heutigen Teil 19 geht es um die Haftpflicht bei Grund- und Hausbesitz.

Selbst eine spezielle Wohngebäudeversicherung kann Ihnen bei einem Schadensfall teuer zu stehen kommen.
Denn: Schäden durch Überschwemmung fehlen in fast allen Standardverträgen von Hausbesitzern. Dabei kommen Überschwemmungskatastrophen in Deutschland häufiger vor als man gemeinhin annimmt – brechende Deiche, reißende Fluten und voll laufende Keller inklusive. Ebenfalls ungeschützt bleiben normalerweise Unglücke durch Schneedruck und Lawinen, durch Erdrutsch und selbst durch Erdbeben. Finanzielle Abhilfe verspricht nur eine sogenannte Elementarschäden-Zusatzversicherung.

In manchen Gebieten Deutschlands galt lange Zeit eine gesetzliche Pflicht, alle Gebäude zumindest gegen Feuer zu schützen. Mittlerweile fordern dies nur noch die Geld gebenden Baufinanzierer, also vor allem Banken und Sparkassen. Aber eine einfache Feuerversicherung reicht nicht aus, um die Risiken für das eigene Haus auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Dieses können Sie lediglich mit einer möglichst umfassenden Wohngebäudeversicherung erreichen. Sie muss zusätzliche Gefahren wie Sturm, Hagel oder Leitungswasserschäden abdecken. Bei Totalschaden gibt es dann genug Geld von der Versicherungsgesellschaft, um erneut ein Haus zu finanzieren. Im Schadenfall wird das kaputte Gebäude dann zu aktuellen Preisen für Handwerk und Material wieder aufgebaut, selbst wenn es durch Feuer vollkommen zerstört wurde. Darum ist eine Wohngebäudeversicherung auch für Eigentümer älterer Häuser und Eigentumswohnungen unentbehrlich.

Rat wer gerade baut, sollte gesonderte Neubautarife beachten
Auch bei einer Wohngebäudeversicherung lohnt sich der Preisvergleich. Teure Anbieter verlangen doppelt so hohe Beiträge wie günstige, kritisiert die Stiftung Warentest. So ließ sich ein Modellhaus für rund 100 Euro absichern, aber auch für 200 oder 300 Euro im Jahr. Wiederholt erfolgreich in Tests und Marktübersichten schnitten die Grundeigentümer Versicherung VVaG und der Versicherer Häger VVaG ab. Beides sind genossenschaftlich organisierte »Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit« (kurz VVaG). Allerdings bieten Exklusivtarife, die deutlich teurer sein können, eine Reihe von Extraleistungen, die im Einzelfall durchaus zweckmäßig sein können. Dazu gehören beispielsweise die Kosten für das Wegräumen von Bäumen, die von einem Sturm entwurzelt wurden.

Wer gerade baut, kann ebenfalls viel Geld sparen: Erkundigen Sie sich nach gesonderten Neubautarifen! Der Beitrag kann 10 bis 25 Prozent unter dem Normalpreis liegen. Doch aufgepasst: Je kürzer die Laufzeit des Neubautarifs, desto wichtiger wird der (höhere) Beitrag, den Sie später für den Normaltarif dauerhaft bezahlen müssen. Lassen Sie sich aber nicht von Sonderangeboten blenden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der sogenannte Selbstbehalt, also wie viel Sie im Schadensfall selber bezahlen müssen. Viele Versicherer bieten Tarife mit Selbstbehalt an. Das lohnt sich jedoch nur, wenn der Beitrag dadurch wesentlich gesenkt wird und Sie im Notfall den Selbstbehalt auch wirklich aufbringen können. Holen Sie also von mehreren Versicherern konkrete Angebote für eine Wohngebäudeversicherung ein und vergleichen Sie diese miteinander.

Zusatzversicherung gegen Flutwellen oder Lawinen
Doch reicht der Standardtarif einer Wohngebäudepolice oft nicht aus. Eigentümer müssen daher prüfen, ob eine Elementarschaden-Zusatzversicherung notwendig ist. Elementarschaden sind Missgeschicke, die durch Überschwemmungen, Blitzeinschläge, Sturm, Erdbeben, Rückstau, Lawinen und Vulkanausbrüche entstehen können. Eine Elementarschaden-Versicherung kommt auf, wenn beispielsweise ein Fluss durch starke Regenfälle das Ufer übersteigt und die dahinter liegenden Häuser oder Firmengrundstücke in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Kosten für einen solchen Versicherungsschutz sind überschaubar. Trotzdem haben nur sehr wenige Eigentümer einen Schutz gegen Elementarschäden abgeschlossen. Die meisten Hausbesitzer und Gewerbefirmen blenden die Gefahren von Naturschäden aus. Eine Mitschuld daran tragen allerdings auch die Versicherungsgesellschaften. So wird ein Haus direkt an Rhein oder Elbe gar nicht oder nur zu einem sehr teuren Tarif gegen Hochwasser versichert. Die finanziellen Risiken erscheinen der Assekuranz unkalkulierbar hoch.

Sehr nützlich für Eigentümer kann obendrein eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht sein. Dies gilt vor allem, wenn Sie ihr Haus oder einzelne Wohnungen vermieten! Und sogar für Schrebergärtner kann eine solche Police wertvoll werden. Dann nämlich, wenn der Kleingarten an Dritte verpachtet ist. Zweckmäßig kann die Extrapolice ebenso für unbebaute Grundstücke und leer stehende Gewerbebauten sein.

Verzichtbar ist die Besitzerhaftpflicht dagegen normalerweise für Einfamilienhäuser und Wohnungen, in denen der Eigentümer selbst wohnt – wenn er im Besitz einer Privathaftpflichtversicherung ist. Eine solche Privathaftpflicht reicht normalerweise ebenfalls für Eigentümer eines selbst genutzten Schrebergartens aus oder wenn Sie das Auto in einer eigenen Garage parken. Der Rundumschutz durch eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht für ein 6-Familien-Haus und eine Deckungssumme von drei Millionen Euro kostet etwa 50 bis 200 Euro im Jahr.

Im Ratgeber »Versicherungen für Haus und Wohnung« finden Sie auf 96 Seiten alle wichtigen Informationen über die richtige Police für Ihr Bauvorhaben oder Wohneigentum. Der Ratgeber wird von den Verbraucherzentralen herausgegeben und kostet im Buchhandel 4,90 Euro.

Teil 20 nächste Woche: Wie die Schüler-Unfallversicherung auch im Kindergarten und an der Uni schützt

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