USA: Gnadengesuch für Troy Davis abgelehnt
Todesurteil wird wie geplant vollstreckt
Washington (Agenturen/ND). Davis wird laut Gericht ein Polizistenmord zur Last gelegt. Der Gnaden- und Bewährungsausschuss im Bundesstaat Georgia habe sein Gnadengesuch am Dienstag (Ortszeit) abgelehnt, berichtete die Zeitung »Atlanta Journal-Constitution«. Der Fall Troy Davis gilt als einer der strittigsten Justizfälle in den USA. Davis' Anwalt Brian Kammer erklärte, er sei »zutiefst schockiert« über das »Versagen unseres Rechtssystems«.
Der Afroamerikaner Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) den weißen Polizeibeamten Mark MacPhail erschossen haben. Davis' Berufungsanwälte betonten bei der mehrstündigen Anhörung über das Gnadengesuch, dass es daran erhebliche Zweifel gebe. Sieben der neun Belastungszeugen vom Prozess im Jahr 1991 hätten ihre Aussagen inzwischen zurückgezogen. Mehrere Zeugen hatten erklärt, sie seien von der Polizei unter Druck gesetzt worden.
Davis beteuert bis heute seine Unschuld. Eine Tatwaffe, DNA-Spuren oder Fingerabdrücke, die auf ihn als Täter hingedeutet hätten, wurden nie gefunden.
Vertreter der Staatsanwaltschaft und MacPhails Familie erklärten dagegen, Davis' Schuld sei bewiesen. In Georgia liegt die Begnadigung nicht beim Gouverneur, sondern bei dem Ausschuss. Gegner der Todesstrafe legten in dieser Woche 663 000 Unterschriften gegen eine Vollstreckung des Urteils vor. Auch der frühere US-Präsident James Carter sprach sich gegen die Exekution aus.
Die Mutter des ermordeten Polizisten, Anneliese MacPhail, forderte unterdessen in mehreren Fernsehinterviews die Vorstreckung des Urteils. Sie werde ihren Sohn immer vermissen, hoffe aber, dass die Hinrichtung ihr »etwas Frieden und Ruhe« bringen werde. Nach der Entscheidung des Gnaden- und Bewährungsausschusses sagte MacPhail in CNN, der Gerechtigkeit sei Genüge getan worden. Sie sei »sehr überzeugt« von Davis' Schuld.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.