Nur Dialog bringt Lösung

Ruhama Avraham Balila betrachtet die Gegenseite als unwillig

  • Lesedauer: 3 Min.
Ruhama Avraham Balila ist für die Partei Kadima Mitglied der Knesset, des israelischen Parlaments. Die 47-Jährige kam auf Einladung der European Friends of Israel und des Remembrance Forums nach Berlin. Beide Organisationen setzen sich für die Förderung der Zusammenarbeit und des Verständnisses zwischen Israel und Deutschland ein. Antje Stiebitz sprach mit der Abgeordneten.
Nur Dialog bringt Lösung

ND: Am Freitag will Präsident Mahmud Abbas den Antrag auf Vollmitgliedschaft eines arabischen Staates Palästina bei der UNO einreichen. Was erwarten Sie von Deutschland?
Ruhama Avraham Balila: Ich erwarte, dass Deutschland Israel weiter beisteht. Denn wir in Israel glauben an direkte Verhandlungen. Der einseitige Antrag der Palästinenser wird unsere Probleme, den Hass zwischen den beiden Völkern, nicht lösen. Er wird auch Gilad Shalit (den im Gaza-Streifen gefangen gehaltenen israelischen Soldaten – d. Red.) nicht nach Hause bringen. Wir brauchen und wollen Frieden, aber der kann nur von beiden Seiten kommen. Deutschland muss die Palästinenser bewegen, sich mit Israel zusammenzusetzen und zu verhandeln.

Verhandlungen fordert die Bundesregierung seit Langem. Aber bislang haben Gespräche wenig bewirkt.
Dieser Konflikt dauert seit Jahrzehnten. Man kann ihn nicht mit einem Antrag bei der UN lösen, sondern es ist notwendig zu verhandeln. Als der deutsche Außenminister nach Gaza fuhr, nach Gilad Shalit fragte und dessen Familie besuchte, war er der erste, der uns Details über unseren entführten Soldaten mitteilen konnte. Wir betrachten Deutschland als ein starkes Land, auf das wir zählen können.

Haben Sie kein Verständnis für den Wunsch der Palästinenser nach einem anerkannten Staat, nach Verwirklichung ihres Selbstbestimmungsrechts?
Wir meinen, die einzige mögliche Lösung sind zwei Staaten für zwei Nationen. Aber wirklicher Frieden bedeutet zunächst, dass beide Seiten sich gegenseitig anerkennen. Erst danach können sie sich zusammensetzen, die großen Meinungsverschiedenheiten auf den Tisch legen und darüber verhandeln.

Verhält sich nicht auch Israel sehr unnachgiebig?
Für eine Mutter ist es hart, wenn ihre Kinder auf dem Schulweg Gefahr laufen, auf einen Terroristen zu treffen, der sich in die Luft sprengt. Es gibt kleine Dörfer, die seit vielen Jahren unter Raketenangriffen leiden. Vor wenigen Wochen wurde ein Schulbus getroffen. Wenn die Palästinenser den Frieden genauso wollen wie Israel, dann müssen sie damit aufhören, ihren Kindern Hass beizubringen. Ich habe Mathematikbücher gesehen, in denen getötete Juden summiert werden.

Statt das zur Verfügung stehende Geld in Bildung, Infrastruktur und Ökonomie zu investieren, verwenden es die Palästinenser, um Waffen zu kaufen. Israel will wirtschaftlichen Handel mit Palästina, aber sie graben Tunnel und schmuggeln Waffen in ihr Land. Die Hamas kontrolliert das Land.

Welcher Weg führt denn unter diesen Umständen zu einer Zweistaatenlösung?
Ich war in der letzen Regierung Tourismusministerin und wollte mit der palästinensischen Ministerin zusammenarbeiten, um die ganze Region zu fördern. Ich hätte Geld investiert, aber sie wollte nicht.

Meine Tochter hat ein Bombenattentat erlebt, überall lagen Körperteile. Ich wusste viele Stunden nicht, ob ihr etwas passiert ist. Es traf Freunde von ihr, seitdem ist sie traumatisiert. Solche Ereignisse sind bei uns an der Tagesordnung. Ich möchte Frieden und ich bin sicher, dass jede palästinensische Mutter auch Frieden will. Aber solange eine terroristische Organisation die dortigen Straßen kontrolliert und Geld nur in ihre Organisation investiert, wird das nicht möglich sein.

Warum setzt Israel seine Siedlungspolitik fort?
Wir haben den Gaza-Streifen verlassen. Aber was ist danach passiert? Dörfer an der Grenze wurden attackiert. Die Kinder dort sind verängstigt, natürlich auch die palästinensischen Kinder. Wir brauchen Verhandlungen, aber die Palästinenser wollen nicht verhandeln. Wir haben den Siedlungsbau über zehn Monate eingefroren. Es hat zu nichts geführt, Abbas wollte nicht verhandeln. Und warum durfte nicht einmal das Rote Kreuz Gilad Shalit sehen? Ich hoffe wirklich, dass eines Tages die zahlreichen Bemühungen für alle von uns fruchtbar sein werden.

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