PLATTENBAU

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Weltklassegitarrist plus Spitzensängerin – nicht bei allen derart erkorenen »Supergroups«
stimmt im Endprodukt die Melange von Superlativen so wie beim neuen Werk von Joe Bonamassa und Beth Hart.

»Don't Explain« haben sie das gemeinsame Album genannt, auf dem die Kalifornierin Hart in zehn Stücken ihre gesanglichen Qualitäten voll zum Tragen bringt, an den Tasten diesmal aber
nicht zu hören ist. Bonamassa indessen, frisch mit dem British Blues- Award gekürte Gitarren-
Ikone, stellt einmal mehr sein ausgeprägtes Saiten- Gefühl unter Beweis. Herausgekommen ist ein erstklassiges R & B-Album, facettenreich, distinguiert, mit souligem Wohlklang.

Die Initiative dazu ging von Bonamassa aus, der Hart auf mehreren Festivals getroffen hatte. In einer schlaflosen Nacht auf einer griechischen Insel schossen ihm Songs von Ike und Tina Turner durch den Kopf, und urplötzlich war eine neue Idee geboren. Nach seinem Rock-Experiment mit Black Country Communion darf man mit Fug und Recht behaupten:

Dieser Mann ist immer wieder für Überraschungen gut, weil offenbar rund um die Uhr Musik
durch die Adern des Workaholics mit der gigantischen Gitarrensammlung fließt.
Dem Autor dieser Zeilen verriet Bonamassa einmal, dass es zu seiner Marotte geworden sei, sich an jedem Konzertort auf dem Globus, und das sind inzwischen hunderte, als Souvenir eine
Gitarre zu kaufen.

Beth Hart, die gern in einem Atemzug mit Janis Joplin genannt wird, zählt Etta James zu ihren großen Vorbildern. Auf »Don't Explain « finden sich gleich zwei Songs dieser großartigen
Sängerin, die im Film »Cadillac Records« vor drei Jahren so einfühlsam von Beyoncé dargestellt worden ist. Einer dieser Songs, »I'd Rather Go Blind«, ist eine fulminante achtminütige Hymne, von der Bonamassa ein Viertel mit einem rührenden Solo ausfüllt. Das
gesamte Album besteht aus Cover-Songs. Das Titelstück ist über 60 Jahre alt und stammt von Billie Holiday, wobei sich auch Etta James bereits einmal dieses Songs annahm.

Ob rauchig-kratzige Kraftröhre mit Falsett- Eleganz, softes Balladen- Timbre oder Gospel-
Attitüde, Beth Hart zieht alle Register, die ihr auf ihrem letzten Album »My California « fast schon abhanden gekommen schienen. In »For My Friend«, im Original von Bill Withers, erlebt man einen rockigen Bonamassa, der auf dem Album mal mit starken Intros glänzt, mal seine Kunst zum Song- Ausgang zelebriert. Dass hinter »Don't Explain« ein dickes Ausrufezeichen gehört, ist auch Anton Fig (Schlagzeug), Blondie Chaplin (Gitarre), Carmin Rojas (Bass) und Arlan Scheirbaum (Keyboards) zu verdanken.

Beth Hart, Joe Bonamassa: Don't Explain (Provogue/Mascot)

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