Situation wird immer schlechter

Tagung der Beschäftigten der Diakonie in Leipzig

  • Lesedauer: 2 Min.

Leipzig (epd). Die Arbeitssituation für die Beschäftigten in der Diakonie Mitteldeutschland hat sich nach Ansicht ihrer Mitarbeitervertretung in den vergangenen Jahren merklich verschlechtert. »Das gilt sowohl für die Bezahlung als auch für die Gestaltung des Arbeitsplatzes«, sagte Annegret Köhlmann als Vorsitzende des Gesamtausschusses am Donnerstag im epd-Gespräch in Leipzig. Mit seinen rund 25 000 Mitarbeitern gehört die evangelische Wohlfahrtsorganisation zu den größten Arbeitgebern in der Region.

»Es passiert zum Beispiel viel zu oft, dass auf die Spät- direkt die Frühschicht erfolgt«, erklärte sie im Vorfeld des »Fachtages Sozialer Dialog in der Diakonie«. Bei dem eintägigen Diskussionsforum in Leipzig sollen die Arbeitsbedingungen des kirchlichen Trägers auf den Prüfstand gestellt werden. Veranstalter sind unter anderem der Gesamtausschuss der Mitarbeitervertretungen der Diakonie in Mitteldeutschland und die Gewerkschaft ver.di. Erwartet werden rund 100 Teilnehmer. An der Debatte wird sich unter anderem der Kaufmännische Vorstand der Diakonie Mitteldeutschland, Wolfgang Teske, beteiligen. Köhlmann sagte zu den Arbeitsbedingungen, auch Einsätze an den freien Tagen oder geteilte Dienste, bei denen die Arbeitnehmer zweimal am Tag erscheinen müssten, würden immer häufiger. »Auf der anderen Seite ist seit 2005 die Entlohnung deutlich unter das Niveau des Öffentlichen Dienstes gefallen.« Teilweise seien prekäre Arbeitsverhältnisse entstanden, bei denen mit staatlicher Hilfe aufgestockt werden müsse. Besonders schwierig sei die Situation für die Beschäftigten in der Altenpflege.

»Wir fordern eine stärkere Angleichung an die Arbeitsbedingungen des Öffentlichen Dienstes«, sagte sie. Dazu gehöre auch eine stärkere Beteiligung und Organisation der Arbeitnehmer in Gewerkschaften. Bislang geht die Diakonie den sogenannten Dritten Weg, bei der in einer Kommission über die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen entschieden werde. »Dies ist jedoch so nicht mehr zukunftsfähig«, erklärte Köhlmann. Die Arbeitnehmerseite sei strukturell unterlegen, weil die Arbeitgeber nicht bereit seien, mit Gewerkschaften zu verhandeln. Zudem sei in Tarifverträgen die verbindliche Anwendung stärker gewährleistet.

Zum Streikrecht in der Diakonie wird es 2012 eine rechtliche Klärung vor dem Bundesarbeitsgericht geben. »Die momentane Praxis stellt die Glaubwürdigkeit von Kirche und Diakonie stark in Frage, da sie die Wirtschaftlichkeit vor die eigentlich vertretenen Werte stellt«, sagte Köhlmann.

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