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Fast nur noch dünne Schollen

Forscher: Meereis rund um den Nordpol kann sich weiterhin nicht erholen

  • Lesedauer: 2 Min.

Bremerhaven (AFP/nd). Die Eisschicht auf den Meeren rund um den Nordpol kann sich nicht erholen. Wie Experten des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) nach Abschluss ihrer jüngsten Forschungsfahrt in die Arktis berichteten, ist der Anteil von mehr?jährigem, dicken Meereis weiterhin deutlich geringer als bei Messungen aus den vergangenen Jahrzehnten. In weiten Teilen des arktischen Ozeans finden sich demnach nur noch dünne, wenige Monate alte Eisschollen.

Die Lage sei identisch mit der im Negativ-Rekordjahr 2007, dem Jahr mit der niedrigsten bis?her gemessenen Eisausdehnung auf den Meeren am Nordpol, erklärte Stefan Hendricks, einer der Meereis-Physiker der Expedition des deutschen Forschungseisbre?chers »Polarstern.« Damals hatten AWI-Experten mit dem Schiff schon einmal die Arktis durchquert, um ergänzend zur Messung per Satellit die Dicke des Meereises zu ermitteln. »Das Eis hat sich nicht erholt. Es scheint auch in diesem Sommer genauso stark abgeschmolzen zu sein wie im Jahr 2007«, sagt Hendricks.

»Dort, wo das Meereis in den vergangenen Jahrzehnten haupt?sächlich aus alten, dickeren Eisschollen bestand, findet sich derzeit überwiegend einjähriges Eis mit einer Durchschnittsdicke von 90 Zentimetern«, fasste das AWI die vorläufigen Expeditionsergebnisse zusammen. Nur in einigen Gebieten vor Kanada und der russischen Inselgruppe Sewernaja Semlja sei das Schiff noch auf das früher typische, zwei bis fünf Meter dicke alte Packeis gestoßen.

Dass das arktische Meereis sowohl in der Fläche als auch in der Mächtigkeit abnimmt, gilt als Folge des globalen Klimawandels, der das Abschmelzen im Sommer beschleunigt und die Neubildung im Winter verlangsamt. Der Prozess wird von Forschern auch als ein möglicher »Kipp-Punkt« betrachtet - also als einer der sich selbst beschleunigenden Entwicklungen, die den Klimawandel und seine Folgen unumkehrbar machen könnten. Das liegt daran, dass eisfreies (dunkles) Wasser sich durch Sonneneinstrahlung stärker erwärmt als eisbedecktes. Die schneller steigende Wassertemperatur beschleunigt wiederum die Eisschmelze.

Die rund viermonatige Forschungsreise der »Polarstern« führte nach Angaben des AWI über eine Strecke von 22 200 Kilometern. Dabei durchquerte das Schiff auch den zentralen Arktischen Ozean und erreichte den Nordpol.

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