Ein Star stürzt ab

Röntgensatellit könnte auf Erdboden aufschlagen

  • Yuriko Wahl-Immel, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Köln (dpa/nd). Er war viele Jahre ein künstlicher Mega-Star am Himmel, doch nun wird er tief fallen. Der Röntgensatellit Rosat wird nach Prognosen zwischen dem 20. und 25. Oktober unkontrolliert in Richtung Erde abstürzen. Die Experten vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehen davon aus, »dass nichts passiert. Aber wenn doch ein Schaden entsteht, steht das DLR zu seiner Verantwortung«, sagt Vorstandschef Johann-Dietrich Wörner.

Als der knapp 2,5 Tonnen schwere deutsch-britisch-amerikanische Satellit im Juni 1990 von Florida aus ins All startete, konnten die Forscher erstmals den gesamten Himmel mit einem abbildenden Teleskop auf Quellen von Röntgenstrahlen absuchen. Wörner: »Rosat war ein unglaublich erfolgreicher Satellit.« Er lieferte die ersten Röntgenbilder vom Mond, fing Röntgenstrahlen von Kometen ein, beobachtete Neutronensterne und Galaxien, entdeckte Schwarze Löcher und Überreste von Supernova-Explosionen. Rosat übertraf alle Erwartungen. Die Mission trug dazu bei, unser Universum besser zu verstehen. 4000 Forscher aus 24 Ländern nutzten Rosat. Das damals größte Röntgenteleskop sollte 18 Monate arbeiten, hielt aber bis Februar 1999 durch. Dann fielen die Messinstrumente aus und der 2,2 x 4,7 x 8,9 Meter große Satellit wurde abgeschaltet, sagt Radioastronom Roland Gräve. »Rosat hat keinen Antrieb und kann nicht mehr gesteuert werden. Wir haben keine Möglichkeit, ihn gezielt zur Erdoberfläche zurückzuführen.«

Ob die bis zu 30 erwarteten Trümmerteile nun im Meer versinken, auf einem Acker einschlagen oder verglühen, kann daher niemand voraussagen. Sowohl Experten in den USA (US Space Surveillance Network) als auch in einer Großradaranlage bei Bonn lassen Rosat aber nicht aus den Augen. Die Entwicklung seiner Flugbahn und seines Wiedereintrittszeitpunkt hängen stark von der Sonnenaktivität ab.

Rosat ist von einer Höhe von einst 580 Kilometern über der Erde bis Anfang September auf 290 Kilometer abgesunken. Und: »Im Mai war er noch relativ stabil, aber in der letzten Phase wird er taumeln«, glaubt der Fachmann für Weltraumrückstände Manuel Metz.

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