Die Sprache der Universität

  • Ralf Hutter
  • Lesedauer: 2 Min.

Noch nie wurde so viel gelogen wie heute oder sagen wir: ein schöner Schein gepflegt. Ein Korrektiv dafür sollen die Universitäten sein. Klar, auch dort gibt es ein Übermaß an unlauterer Argumentation und versteckten Interessenkämpfen. Doch müssen Sprache und Argumentation dort ein gewisses Niveau halten.

Wie die Sprache des schlichten Unsinns in den Unis Einzug hält, kann seit Längerem im Devotionalien-Laden der Berliner Humboldt-Universität bestaunt werden, wo von einem riesigen Banner herab ein von einer Designerin vorformulierter Text die HU-Modekollektion anpreist. Dass die Verkaufssprache noch weiter in die universitären Hallen eindringen wird, wo eigentlich der Anspruch auf Rationalität herrscht, zeigt das »Symposium Wissenschaftsmarketing« (siehe unten). Es beginnt schon mit dem Namen der Veranstalterin: TUBS GmbH. Der steht nämlich für »Technische Universität Berlin ScienceMarketing«. Das letzte, zusammengesetzte Wort ist eine zeitgemäße Neuschöpfung - die Bestandteile müssten eigentlich getrennt geschrieben werden. Allerdings hieße die Firma dann TUBSM, und das geht wohl nicht. Nichts gegen Wortneuschöpfungen - aber dass schick vor richtig geht, sollte eigentlich nicht zu einer Uni passen. In einer der TUBS-Broschüren findet sich (neben sprachlichen Patzern) in der Kontaktangabe übrigens ein Leerzeichen zwischen »Science« und »Marketing« - da hat wohl jemand versehentlich etwas richtig gemacht. TUBS bietet auch einen weiterbildenden Master »Wissenschaftsmarketing« an. Auf einer Werbestellwand bei besagtem Symposium hieß der: »WissenschaftsMarketing«.

Alles egal, anything goes? Nein! Zumindest bei der Sprache sollten sich Unis an den althergebrachten Ansprüche messen lassen.

Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann
- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.