Sie sind wieder wer!

Kommentar von Kurt Stenger

  • Lesedauer: 1 Min.

Schlappe 18 Jahre musste Moskau warten: Nachdem der zuständige Ausschuss der Welthandelsorganisation nun grünes Licht gegeben hat, ist der Beitritt Russlands zur WTO nur noch Formsache. Die Freihandelsfamilie wird damit um ein schwergewichtiges Mitglied reicher.

Freilich hat sich in dieser ziemlich langen Zeit einiges geändert. Das gilt nicht nur für Russland, das gilt auch für die WTO: Dank des weltwirtschaftlichen Machtzuwachses von Entwicklungs- und Schwellenländern hat die Begeisterung für einen Freihandel zum Wohle einiger Industriestaaten stark nachgelassen. Die aktuelle Doha-Runde dümpelt seit 2001 vor sich hin. Mit dem neuen Mitglied wird sich am Einflussverlust der WTO nichts ändern.

Für Russland selbst könnte der schärfere Wettbewerb für etwas weniger Inflation sorgen, während der Druck auf Sozial- und Umweltstandards zunimmt, bei denen ohnehin einiges im Argen liegt. Profitieren werden bestenfalls einige große Energiekonzerne, die auf den westlichen Märkten stärker einsteigen möchten. Und so ist der WTO-Beitritt Russlands vor allem ein politisches Symbol für die russische Wirtschaftselite, frei nach dem Motto: Wir sind längst wieder wer!

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