Zahlenmaterial

Kommentar von Ingolf Bossenz

  • Lesedauer: 1 Min.

Das Messer blitzt, die Schweine schrein, / Man muss sie halt benutzen, / Denn jeder denkt: Wozu das Schwein, / Wenn wir es nicht verputzen?« Die Dimensionen, in denen heute die Messer blitzen, konnte Wilhelm Busch (1832-1908), von dem obige Zeilen stammen, nicht erahnen.

Im abgelaufenen Quartal mussten in Deutschland so viele Schweine ihr Leben lassen wie noch nie zuvor. 15,2 Millionen Tiere wurden laut Statistischem Bundesamt von Juli bis September geschlachtet. Das bisherige Rekordergebnis aus dem vierten Quartal 2010 betrug 15,1 Millionen.

Es sind obszöne Zahlen, die jede Vorstellungskraft übersteigen. Zahlen, hinter denen sich unendliches Tierleid verbirgt, abgeschottet von den Auslagetheken der Supermärkte und den Sendungen der TV-Dauerköche. Zahlen aber auch, die das immer wieder medial konstruierte Bild wachsenden Volkswiderwillens gegen Tierausbeutung und Schlachthauskultur konterkarieren. Auch jenen Ruf, den Anfang des Jahres in Berlin 20 000 Demonstranten skandierten: »Wir haben es satt!« Noch einmal Wilhelm Busch: »Und jeder schmunzelt, jeder nagt / Nach Art der Kannibalen, / Bis man dereinst ›Pfui Teufel!‹ sagt / Zum Schinken aus Westfalen.« Dereinst. Auch Busch hatte da offenbar wenig Hoffnung.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.