Tausende demonstrieren in Dannenberg gegen Castor-Transport

Kritik an "Aggressionspotential" der Polizei

  • Lesedauer: 3 Min.
Tausende demonstrieren in Dannenberg gegen Castor-Transport - Zug kommt nur langsam Richtung Gorleben voran.

Lüneburg/Dannenberg, 26. November (AFP/epd/nd) - Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag im niedersächsischen Dannenberg gegen den Castor-Transport nach Gorleben demonstriert. Die Polizei sprach von 8.000 Teilnehmern, die Veranstalter zählten 32.000 Protestierer. Auf einem abgeernteten Maisfeld schwenkten Menschen aller Generationen gelbe Fahnen mit der roten Anti-Atom-Sonne und stellten sich zu einem X auf, dem Symbol der Protestbewegung. Mehr als 400 Traktoren parkten am Rand des Feldes.

Unter den Demonstranten in Dannenberg waren Familien mit kleinen Kindern, Jugendliche und ältere Menschen. Zwischen gelben Fahnen mit der Aufschrift "Atomkraft - Nein Danke" wehten grüne und rote Luftballons. Die Menschen trugen gelbe x-Kreuze als Anhänger oder Aufnäher, sogar Hunde trugen Anti-Akw-Aufkleber. Zu den Rednern zählten neben Vertretern örtlicher Bündnisse gegen den Castor auch eine Japanerin, die ihre Erlebnisse nach der Atomkatastrophe von Fukushima schilderte. Ein Polizeisprecher sagte zur Lage in Dannenberg: "Es ist alles friedlich, wir haben keine Probleme".


"Die Anti-Atom-Bewegung ist quicklebendig", sagte Kerstin Rudeck von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Der von der Bundesregierung beschlossene Atomausstieg gehe nicht weit genug. Acht Meiler seien vom Netz gegangen, doch liefen neun Atomkraftwerke weiter: "Jetzt ist es umso wichtiger, den Druck von der Straße zu verstärken."


Der Zug mit dem hochradioaktiven deutschen Atommüll aus der französischen Aufbereitungsanlage La Hague rollte nach einem knapp dreistündigen Stopp hinter Hannover am Nachmittag wieder, wie die Polizei mitteilte. Bei Hitzacker begaben sich nach Angaben von Atomkraftgegnern 2000 Menschen von der Gruppe WiderSetzen auf die Gleise, um den Zug aufzuhalten. Auf dem Weg bis nach Niedersachsen hatten Atomkraftgegner den Zug bereits zu etwa einem halben Dutzend kurzer Stopps gezwungen.


Entlang der Strecke kam es in der Nacht zum Samstag erneut zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei. In Metzingen an der Straßentransportstrecke seien Polizisten von rund 200 Atomkraftgegnern massiv angegriffen und mit Steinen und pyrotechnischen Gegenständen beworfen worden. Die Polizei setzte einen Wasserwerfer ein, mehr als 20 Beamte seien verletzt worden.


Die Atomkraftgegner dagegen kritisierten das Verhalten der Polizei. Die Vorsitzende der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudek, sprach von einem "hohen Aggressionspotenzial" der Beamten. Sie bezog sich insbesondere auf einen Einsatz in Metzingen: "Die Polizei war sehr aggressiv", sagte Rudek. 20 Menschen seien verletzt worden.

Offen war am Samstag zunächst, ob nach Eintreffen des Zuges in Dannenberg sofort die Umladung der Castoren auf Lastwagen erfolgen kann: Der Deutsche Wetterdienst gab eine Unwetterwarnung für Norddeutschland heraus und warnte vor Starkwind bis hin zu schweren Sturm- und sogar Orkanböen in der Nacht und am Sonntag. Nach Auskunft der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) als Betreiber des Zwischenlagers ist eine Umladung nicht erlaubt, wenn der Wind die Stärke sieben erreicht.

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