Klimawandel bedroht Biodiversität

Wanderung endemischer Arten modelliert

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: 2 Min.
Klimaveränderungen gab es schon früher. Doch auch die natürlichen Eis- und Warmzeiten hatten einschneidende Folgen für die Artenvielfalt. Eine Studie lässt auf die Auswirkungen der heutigen Erwärmung schließen.

Regenwälder und manche isolierte Gebiete sind biologische Hotspots, die sich durch eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten auszeichnen. Über lange Zeiträume ist das Klima dort stabil gewesen und erlaubte es seinen Bewohnern, sich an diese speziellen Bedingungen anzupassen. Was lange eine gute Strategie war, erweist sich in Perioden schneller Klimaänderungen als Nachteil, der zum Aussterben dieser Arten führen kann. Diesen Zusammenhang näher zu untersuchen war das Anliegen einer Forschergruppe der Universität Aarhus unter Leitung von Jens-Christian Svenning.

Ausgangspunkt der Untersuchung war das Klima auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 21 000 Jahren. Darauf aufbauend erstellten sie eine Weltkarte, die die Geschwindigkeit der Klimaänderungen zeigt und deren Auswirkungen auf die Biodiversität. Dazu teilten sie die Welt in ein Netz gleichgroßer Messflächen ein, die die Verbreitung bestimmter Arten zeigen. Am schnellsten veränderte sich die Situation im nordöstlichen Nordamerika sowie im nördlichen und zentralen Eurasien. Die Veränderungsgeschwindigkeit war am geringsten in einem breiten Gürtel rund um den Äquator. Dort findet sich zugleich der höchste Anteil an endemischen Arten, d. h. Arten, die es nur in einem abgegrenzten Gebiet gibt. Liegen diese Gebiete auch noch an Gebirgszügen oder auf Inseln, dann ist die Vielfalt endemischer Arten am höchsten.

Ein Beispiel ist der Yasuni-Nationalpark in Ekuador, der ein wahres »Dorado« hoch angepasster Arten ist. Das aber macht sie verletzlich, denn ihre Arten haben eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit und sind es nicht gewohnt, in andere Gebiete auszuweichen, falls die Bedingungen am eigenen Standort schlechter werden. Barrieren für ihre Ausbreitung können vielgestaltig sein: hohe Gebirgszüge, ungeeignete Böden (bei Pflanzen) oder das Fehlen von Beutetieren. Svennings Gruppe berechnete, dass Amphibien und nicht flugfähige Säugetiere die geringste Wanderungsgeschwindigkeit und damit die geringsten Überlebenschancen haben, während sie für Vögel und Fledermäuse am höchsten ist.

Im Verlaufe der letzten Eiszeit starben in Europa Tier- und Pflanzenarten aus, die sich nicht schnell genug dem kälter werdenden Klima anpassen konnten. Die in Ost-West-Richtung verlaufenden Gebirge bildeten für manche eine unüberwindliche Barriere. Pflanzen wie die Magnolie oder einige Eichenarten verschwanden nördlich dieser Gebirge. Mit der Neubesiedlung des Kontinents bei der Erwärmung drangen neue Arten vor. Entsprechend artenarm sind Fauna und Flora des nördlichen Eurasiens heute. Der Blick zurück zeigt, dass infolge der vom Menschen ausgelösten Erwärmung im Äquatorgürtel ähnliche Entwicklungen zu erwarten sind.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal