Demokratie?

Standpunkt von Markus Drescher

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn es darum geht, Menschenrechtsverletzungen in anderen Staaten anzuprangern, ist die offizielle Bundesrepublik meist ganz vorne. Und meistens folgt der Hinweis, dass es so etwas in »unserer Demokratie« nicht gebe. Gibt es aber. Doch die offensichtlichen Verstöße werden ignoriert, geleugnet oder zurechtgelogen - zu oft mit Erfolg. Diesmal jedoch nicht. Wozu deutsche Institutionen nicht fähig oder willens waren, hat nun der Europäische Menschengerichtshof klargestellt: Die Freiheitsentziehung zweier Demonstranten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm war rechtswidrig. Menschenrechtswidrig.

Zwar hatten die Richter in Strasbourg nur über den Fall der beiden Klageführer zu entscheiden. Ein Einzelfall ist das, was den beiden passierte, jedoch keineswegs. Stundenlange Polizeikessel, die Ingewahrsamnahme auf Verdacht, ohne dass eine Straftat vorliegt, oder zuletzt das Festhalten von Hunderten Castorgegnern unter freiem Himmel gehören mittlerweile zum festen und vor allem immer häufiger angewandten Repertoire staatlicher Repression gegen Demonstranten. Menschen, die ihr im Grundgesetz verbrieftes Recht wahrnehmen wollen - wenn sie denn gelassen werden.

Proteste sind die Reaktion der Bürger und Bürgerinnen auf aus ihrer Sicht verfehlte, unterlassene oder gescheiterte Politik. Fehlen den Verantwortlichen dann die demokratischen Antworten - die Politik zu ändern wäre eine gute - wird diese Lücke auch in »unserer Demokratie« mit Polizeieinsätzen gestopft. Das ist die falsche Antwort für eine richtige Demokratie.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal