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Partymeister
Willy E. Kausch organisiert jährlich die Silvestersause am Brandenburger Tor in Berlin
Böse Zungen behaupten, Willy Edwin Kausch sei lediglich Berlins zweitgrößter Partymeister - nach dem Regierenden Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit (SPD), dem in diesem Ranking laut konservativen Lästermäulern der Spitzenplatz zustehe. Diese Sicht stammt freilich noch aus Zeiten vor der neuen rot-schwarzen Senatskoalition in Berlin. In Wirklichkeit dürfte es kaum einen zweiten Veranstalter des Kalibers von Willy Kausch in der Hauptstadt geben. Organisiert doch der Mittfünfziger bereits zum 17. Mal mit seinem Team die nach Eigenangabe größte Silvesterparty der Welt. Wieder werden eine Million Besucher am Brandenburger Tor erwartet. Das Fernsehen überträgt live.
In Sachen feuchtfröhlicher Massenevents ist Kausch aber nicht nur wegen Silvester Experte, sondern auch aufgrund weiterer Großveranstaltungen. Seine Kinder waren nämlich auch die Public Viewings zu den Fußballweltmeisterschaften 2006 und 2010 sowie zur Europameisterschaft 2008. Was indes nicht viele wissen: Kauschs Hauptbeschäftigung ist eigentlich die Organisation von grundsoliden Ärztekongressen.
Der Partyalarm ist für den gebürtigen Saarländer quasi nur ein Hobby. Allerdings ein aufwendiges und aufreibendes, möchte man meinen, schließlich beginnen die Planungen für solche Massenevents mit der Sponsorenakquise lange vor der eigentlichen Veranstaltung. Mit der Ausgestaltung seiner Events lag Kausch indes nicht immer richtig: Man denke nur an die furchtbare Idee, an der Siegessäule zum Milleniumswechsel einen Lichtdom mit Scheinwerfern zu installieren, der in seinen Dimensionen stark an die nazistische Propaganda Albert Speers erinnerte.
Kritik gab es auch im vergangenen Jahr: Da mahnte ein gewisser Michael Braun, damals kulturpolitische Sprecher der Berliner CDU, die Silvesterparty brauche mehr Niveau. Beispielsweise durch die Scorpions. Während Braun selbst inzwischen als der Senator mit der kürzesten Amtszeit in die Niveau-Annalen einging, kommen die Scorpions trotzdem. Unmittelbar nach Mitternacht soll die Band ihr unvermeidliches »Wind of Change« intonieren. Willy E. Kausch, der Partymeister, wird dabei sein.
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