Früherer CDU-Mann soll Apfel beerben

Erzgebirgler als NPD-Landeschef in Sachsen nominiert / Personifizierung des »sächsischen Weges«

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Erzgebirgler Mario Löffler soll Chef der sächsischen NPD werden. Er verkörpert das Bild der Partei, das sein Vorgänger Holger Apfel jetzt als Bundeschef propagieren will.

»Seriöse Radikalität« - mit diesem Etikett versieht Holger Apfel einen Kurs, der den damaligen sächsischen Landeschef der NPD im November an die Spitze der Bundespartei spülte. Zwar werden ideologische Grundsätze nicht preisgegeben. Apfel verordnete der NPD aber einen Abschied von allzu viel Verbalradikalismus und Vergangenheitsorientierung. Gegner wetterten zwar über den »verwässerten Kurs« eines »Apfel-Pragmatismus«. Doch der Aufstand gegen Amtsinhaber Udo Voigt hatte Erfolg: Apfel wurde neuer Bundeschef. Seither blieb er zwar Fraktionschef im Dresdner Landtag, gab aber den Landesvorsitz ab.

Im Januar nun soll sein Nachfolger gekürt werden. Im Vorstand einstimmig nominiert wurde Mario Löffler, Kreischef im Erzgebirge und einer der bisherigen Stellvertreter Apfels. Glaubt man dem Chefideologen Jürgen Gansel, ist die Abstimmung nur Formsache. In einer Erklärung verkündete er schon, dass Löffler »zum NPD-Landesvorsitzenden gewählt werden wird«.

Trotz des Stellvertreterpostens, auf den er 2009 kam, trat Löffler jenseits des Erzgebirges kaum in Erscheinung. Vom »großen Unbekannten« war daher auf dem Blog »Endstation Rechts« die Rede. Bei der Suche nach Gründen für die Nominierung kam das in Mecklenburg-Vorpommern ansässige Portal zur Ansicht, es handle sich bei Löffler um einen »schwachen Landesvorsitzenden ohne Hausmacht«, was es Apfel erlaube, die Zügel in der Hand zu behalten.

Dem widersprechen Beobachter in Sachsen. Löffler verkörpere, heißt es, vielmehr idealtypisch das Konzept der »seriösen Radikalität« und den Versuch der NPD, sich als in der Mitte des »Volkes« verankert zu präsentieren. Der im Jahr 1963 geborene Löffler war in der Bürgerinitiative für den Kleinflugplatz Jahnsdorf nahe Chemnitz aktiv, er soll als Selbstständiger mit dem Vertrieb von Kunsthandwerk aus Polen sein Geld verdient haben - und er war lange Zeit für die CDU aktiv. Neun Jahre saß er im Gemeinderat, war zeitweise Vize-Bürgermeister und hatte fünf Jahre lang auch ein Parteibuch. Im Jahr 1999 trat er aus; fünf Jahre später landete er bei der NPD.

Dort wird diese Herkunft herausgestrichen: Als Löffler für den verstorbenen Ex-Landeschef Winfried Petzold auch in den Landtag nachrückte, hieß es, damit gehörten der Fraktion schon drei Ex-CDUler an. Sie alle hätten aus Enttäuschung die »halblinke Zeitgeist-Partei« verlassen. Die Apfel-NPD hofft, dass »noch viele enttäuschte Nationalkonservative« folgen.

Löffler, der im Kreistag als fleißig und »gemäßigt« gilt, soll diese Hoffnung augenscheinlich verkörpern. »Das hat nichts mit schwach zu tun«, sagt Volkmar Wölk, Mitarbeiter der linken Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz. Löffler könne Apfel den Rücken freihalten - und so bei dem helfen, was ein anderer Beobachter so formulierte: Das Sein der NPD bleibt gleich, aber der Schein ändert sich.

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