Schluss mit lustig!
Die bundesweit bekannte Mainzer Clownschule muss sich eine neue Bleibe suchen
Den Mainzer Clowns ist das Lachen vergangen. Nach fast 18 Jahren soll sich die bundesweit anerkannte Schule für Clowns im Mainzer Ortsteil Layenhof eine neue Bleibe suchen. Die Schule war in einem Gebäude auf einem ehemaligen Militärgelände der US-Armee eingerichtet worden, das jetzt abgerissen werden soll.
Angeblich hätten sich gesundheitsschädliche Schimmelpilze, ausgebreitet, argumentiert die städtische Grundstücksverwaltungsgesellschaft (GVG), was wiederum die Schulleitung nicht nachvollziehen kann. Der staatlich anerkannten Clownschule war bereits zum 30. Juni vergangenen Jahres gekündigt worden. Die GVG setzte allerdings eine Gnadenfrist: Es könne so lange weiter unterrichtet werden, bis die Schule eine neue Bleibe gefunden habe. Das ist bis heute nicht der Fall. Nun wollen die Grundstücksverwalter, die den Layenhof neu entwickeln wollen, die Schule noch bis Ende März dulden - dann droht die Zwangsräumung. Schulleiter Michael Stuhlmiller, Dozent für Clowntheater und Clown-Theorie, ist mit seiner Geduld am Ende: »Ich habe keine Lust mehr auf diesen Heckmeck und könnte auch ganz aus Mainz weggehen.« Am Layenhof will Stuhlmiller ohnehin nicht mehr bleiben, auch wenn der Layenhof nicht abgerissen würde.
Unterdessen gibt es auch Pläne, über den Rhein ins benachbarte Bundesland Hessen zu wechseln. Eine Vorstellung, die den Mainzer Stadtplanern überhaupt nicht gefällt. Denn auch sie wissen, dass die Clownschule einen guten Ruf hat, der auch der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt gut tut.
Der Schulleiter macht Druck: »Wir sind inzwischen so anerkannt, dass ich weg will von dieser subkulturellen Schiene des Alternativ-Provisorischen auf dem Layenhof.« Und plötzlich sind auch andere Alternativen in besserer Mainzer Lage im Gespräch, zum Beispiel in der Nähe des Naturhistorischen Museums, am Ortsteil Lerchenberg, bekannt durch den Sitz des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), oder die Außenstelle des Mainzer Staatstheaters TIC. Die Lage wäre wesentlich besser ist als die bisherige im vor den Toren der Stadt gelegenen Layenhof. Vermutlich wird es noch eine Weile dauern, bis eine endgültige Entscheidung gefallen ist. Andere Städte, so Kritiker der Abrisspläne, wären stolz, wenn sie diese einmalige Ausbildungsstätte für Clowns aus ganz Europa in ihren Mauern beherbergen würden.
Die Ausbildung in der Clownschule umfasst vier Semester und ein einjähriges vertiefendes Studium. Sie beginnt mit der Vermittlung von Grundtechniken aus den Bereichen Clownerie, Musik, Schauspiel und Artistik. Im dritten Semester sollen die Schüler in der Lage sein, mit eigenen Spielfiguren handwerklich und ausdrucksstark das Publikum zu beeindrucken. Erst wenn der Clown ein hohes Maß an Vollkommenheit erreicht, kann er auch die menschliche Unvollkommenheit überzeugend darstellen.
Dass die Clownschule kein abgeschottetes Eigenleben führt, zeigt das Interesse der Mainzer Bevölkerung an ihrer Arbeit und den Aufführungen - erst kürzlich bei den beliebten Vorstellungen zu Weihnachten.
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