Pulverfass Pakistan
Kommentar von Olaf Standke
Zwischen Washington und Islamabad herrscht weiter Funkstille. War unlängst schon dem US-amerikanischen Generalstabschef Martin Dempsey von einer Visite in der pakistanischen Hauptstadt abgeraten worden, lehnte die Regierung dort am Mittwoch den Besuch von Präsident Barack Obamas Sondergesandtem Marc Grossman ab. Gründe nannte man gestern nicht, doch dürfte die Wiederaufnahme der Drohneneinsätze im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet kaum Entspannung in den massiv gestörten bilateralen Beziehungen gebracht haben. Washington hatte die Operationen Ende November ausgesetzt, nachdem bei einem NATO-Angriff 24 pakistanische Soldaten getötet worden waren. Zwar macht ein Untersuchungsbericht des Pentagon Kommunikationsprobleme und menschliches Versagen für das Desaster verantwortlich, doch will man in Islamabad nicht an ein irrtümliches »friendly fire« glauben und vermutet nach wie vor Absicht.
Washington scheint hin- und hergerissen. Einerseits misstraut man vor allem dem Geheimdienst und der Armee in Pakistan zutiefst. Andererseits war Islamabad ein wichtiger strategischer Partner im Anti-Terrorkrieg - und das Land mit seinen riesigen sozialen Problemen, allgegenwärtigen extremistischen Kräften und einer fragilen Regierung, deren Politik inzwischen auch den Obersten Gerichtshof beschäftigt, besitzt Atomwaffen. Der offensichtliche Machtkampf zwischen Staats- und Regierungschef und der Militärführung, der längst Nährboden für Putschgerüchte ist, verschärft zudem die Lage weiter. Pakistan ist ein Pulverfass.
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