PLATTENBAU

  • André de Vos
  • Lesedauer: 2 Min.

Sechs Jahre sind seit dem letzten Album der Walk-abouts vergangen, eine selbst für heutige Zeiten und Bands lange Spanne: Man könnte ja die alte Fanbase verlieren. Bei den Walkabouts kann das wohl nicht mehr passieren, immerhin existiert das Quartett schon seit 28 Jahren und hat in dieser Zeit viele gute Scheiben veröffentlicht. Das lange Warten auf »Travels In The Dustland«, das jüngste Album, hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn auf seine typische Art macht das Sextett genau da weiter, wo es bei »Acetylene« (2005) aufgehört hatte.

Das heißt, eigentlich ist bei der neuen Scheibe nur das hohe Niveau konstant geblieben, die Herangehensweise ist dieses Mal eine andere. Die härteren, schneidenden Songs des letzten Albums waren der verschärften Kriegspolitik von George W. Bush jr. geschuldet waren. Nun dominiert eine verhaltene Stimmung, fast so etwas wie unterdrückt Wut. Ähnlich wie bei Calexico kommt etwa bei den Liedern »Every River Will Burn«, »The Dustlands«, »Thin Of The Air« eine Americana-Atmosphäre hinein, die der Platte eine scheinbar friedliche Weite verleiht. Die Sänger Chris Eckman und Carla Torgerson bringen diese Stimmung abwechselnd herüber - mit Gänsehauteffekt.

Eigentlich wünschte man sich Musik auf diesem Qualitätslevel von The Walkabouts häufiger veröffentlicht. Doch offenbar braucht eine Gruppe mit so langer Bandgeschichte hin und wieder einen Ausbruch aus der üblichen Tour-Platte-Tour-Bla-se. Die Musiker wollen sich auch anderen musikalischen Facetten widmen. So ist Chris Eckman vor Jahren schon aus den USA in die slowenische Hauptstadt Ljubljana gezogen und widmet sich von Europa aus anderen Bandprojekten wie Dirtmusic und Long. Ein bisschen kürzer könnten die Abstände zwischen zwei Walkabouts-Platten trotzdem sein.

The Walkabouts: Travels In The Dustland (Glitterhouse Records)

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