- Politik
- Personalie
Verdächtig
Christoph Ahlhaus / Der Hamburger CDU-Politiker steht unter dem Verdacht der Vorteilsannahme
Christoph Ahlhaus war wohl der unbeliebteste Erste Bürgermeister, der jemals in Hamburg regiert hat. Nach gerade einmal sechs Monaten im Amt musste der CDU-Mann Anfang vergangenen Jahres eine krachende Wahlniederlage hinnehmen. Grund dafür war nicht nur das biedere Image des gebürtigen Heidelbergers, sondern auch zahlreiche Affären. Und die sind noch längst nicht ausgestanden. Kürzlich berichtete das »Hamburger Abendblatt«, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Ahlhaus aufgenommen hat. Er steht unter dem Verdacht der Vorteilsannahme beim Erwerb seines Hauses. Dabei soll dem Politiker die übliche Maklercourtage erlassen worden sein. Ahlhaus bestreitet dies. Er habe lediglich »nachverhandelt« und dann »einen hohen fünfstelligen Betrag« gezahlt. Die Staatsanwaltschaft wollte sich »aus Gründen schutzwürdiger privater Interessen« nicht äußern.
Der 42-Jährige steht schon seit langem wegen seines Domizils in einem noblen Hamburger Elbvorort in der Kritik. Vor zwei Jahren flossen rund eine Million Euro Steuergelder in die Schutzmaßnahmen für die Villa. Der damalige Innensenator Ahlhaus hatte argumentiert, er sei den Empfehlungen des Landeskriminalamtes gefolgt, das ihn als gefährdet eingestuft hatte. Die hohen Ausgaben zu seinen Gunsten standen allerdings im krassen Widerspruch zu dem Sparkurs, den Ahlhaus der Stadt verordnete.
In seinen Ämtern präsentierte sich Ahlhaus als Sicherheitsfanatiker. Feindbilder des studierten Juristen sind vor allem Linke und Flüchtlinge. So kritisierte er die »zu niedrigen Abschiebungszahlen« der Hansestadt und prangerte »linke Militanz« an. Angriffe auf Polizisten sollten seiner Meinung nach härter bestraft werden.
Als einfacher Bürgerschaftsabgeordneter hat Ahlhaus kaum noch Chancen, in der Landespolitik Karriere zu machen. Deswegen könnte der Kreisvorsitzende der Nord-CDU im nächsten Jahr für den Bundestag kandidieren. Doch viele Hamburger Konservative sind unzufrieden mit dem erfolglosen Ahlhaus und fordern eine personelle Neuaufstellung. Dabei dürfte ihnen die jüngste Affäre nicht ungelegen kommen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.