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Wenn sie sich was in den Kopf setzt

Deutschlands Rekordolympionikin Birgit Fischer wird heute 50 und träumt vom siebten Olympiastart

Wenn jemand 50 wird, so ist das normalerweise kein Grund, öffentlich viel Aufhebens darüber zu machen. Doch im Falle der Rennkanutin Birgit Fischer, mit achtmal Gold und viermal Silber Deutschlands Rekordolympionikin, liegen die Dinge anders, denn sie hat immer noch nicht genug.
Der Beetzsee ist zugefroren, aber trainiert wird trotzdem: Birgit Fischer im heimischen Kraftraum.
Der Beetzsee ist zugefroren, aber trainiert wird trotzdem: Birgit Fischer im heimischen Kraftraum.

Die Jubilarin, die heute in einem Ferienlager in Päwesin ihren 50. Geburtstag feiert, hatte im Juli vorigen Jahres für Aufsehen gesorgt. Sie hatte ihr viertes Comeback angekündigt - und damit womöglich ihren siebten Olympiastart im Sommer in London angepeilt?

Seit zwei Jahren sei sie mit dem Gedanken der Rückkehr schwanger gegangen, hatte die Rekordweltmeisterin (27 Titel) unlängst beim nd-Besuch in ihrem Haus am Beetzsee erklärt und als Motivation hinzugefügt: »Ich will herausfinden, was ich noch kann. Ich will wieder paddeln und erfahren, wo meine Leistungsgrenze liegt. Wenn am Ende der Olympiastart London stehen könnte, mit 50 Jahren - auch gut.« Wer sie näher kennt, weiß: Die alleinerziehende Mutter zweier inzwischen erwachsener Kinder ist eine große Kämpfernatur. Was sie sich in den Kopf setzt, zieht sie durch.

Unmittelbar vor ihrem Geburtstag ist sie zu Wochenbeginn von einem sechswöchigen Trainingsaufenthalt an der australischen Sunshine Coast im Bundesstaat Queensland zurückgekehrt. »Es war eine wunderbare Zeit dort. Ich habe bei Superwetter sehr gut trainieren können«, schildert sie. Sie sei längere und kürzere Strecken in hoher Intensität gefahren, habe auch viel im Kraftraum getan. »Mir ist es so leicht gefallen, wie ich es erwartet hatte. Ich fühle mich fit, aber ich kann trotzdem nicht genau sagen, in welcher Form ich wirklich bin.«

Bis zum 25. März muss sie sich für die erste nationale Olympiaqualifikation angemeldet haben. »Um den 20. März herum werde ich vor meiner Haustür auf dem Beetzsee ein Testrennen fahren. Von der gefahrenen Zeit mache ich abhängig, wie es weitergeht.«

Etwas beeinträchtigt werden ihre Pläne gegenwärtig vom Wetter in den heimischen Gefilden. Der Beetzsee ist noch total zugefroren, weshalb sie überlegt, auf den Teltow-Kanal auszuweichen oder nach der Geburtstagsparty mit vielen Freunden, »auf die ich mich unheimlich freue«, sogar noch einmal in wärmere Regionen zu reisen. Auf eigene Kosten, versteht sich, denn sie ist kein Auswahlkader. »Ich bezahle und organisiere alles selbst. Ich trainiere allein, ohne Trainer, aber ich bin erfahren genug«, beschreibt sie ihre ungewöhnliche Comeback-Situation. »Ich habe finanziell ein kleines Polster und kann das verkraften - auch ohne Sponsor.«

Das vierte und »verrückteste Comeback«, wie sie es selbst bezeichnet, mit 50 Jahren und nach sechsjähriger Wettkampfpause kann natürlich danebengehen. »Die Nichtteilnahme an den Spielen in London ist einkalkuliert, mehr denn je«, sagt sie. »Und wenn ich es nicht schaffe, dann kann ich gut damit leben. Dann weiß ich, dass der Paddelsport auf Weltspitzenniveau für mich nicht mehr drin ist. Dann finde ich endlich die innere Ruhe.« Außerdem habe sie noch viele Pläne als Unternehmerin ihrer Brandenburger Paddelschule »KanuFisch«. Auch wolle sie noch ein weiteres Buch schreiben, nach Island paddeln, ja sogar die Welt umsegeln.

Eine Frau mit Spleen? Gut möglich. Auf jeden Fall eine ebenso außergewöhnliche wie bewundernswerte Frau. Eine, die Glückwünsche verdient: zum 50. - und fürs Comeback.

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