Frei- Schreiben

Manfred Weinert tot

  • Henry Martin Klemt
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Kerl wie ein Bär. Ich konnte ihn kaum umarmen. Breites Gesicht. Und sein Lachen passte dazu. Wenn Manfred Weinert wütend war, stapfte er von der Schriftstellertagung nach Hause, durch den Wald. Aus Selbstzweifeln kam diese Wut. Nichts war ihm in den Schoß gefallen, dem Schnitterkind, unterwegs geboren in Gatow, auf dem Heimweg der Eltern ins ostpreußische Elbing. 1934. Karges Leben. Aber nicht Zweifel noch Wut konnten ihm die Zunge spalten. Ehrlich muss man sich machen. Wenn man etwas zu sagen hat, muss man erzählen. Nicht schreiben zu können, nicht jeden Tag eine gewisse Zeit damit verbringen zu dürfen, das konnte ihm die Laune gründlich verderben.

Mit Gedichten hatte der frühere Polizist und Heimerzieher begonnen. Mit Zeitungsarbeit. Fast sechzig Jahre hat er an der Seite seiner Frau verbracht, vier Kinder mit ihr groß gezogen. Beeskow wurde sein Zuhause. »Wenn ich schreibe, dann bin ich frei, dann bin ich ein anderer«, sagte er. Doch das bedeutete immer, »etwas von dem zu entblößen, worin ich verwundbar bin.« Mehr als 20 Bücher sind so entstanden. Als wir uns zum letzten Mal trafen, im Park des Markendorfer Klinikums, kämpfte er mit dem Krebs und mit einer neuen Geschichte. Er wollte schneller sein, dieses eine Mal noch. Am 26. Februar ist das Zielband durchgerissen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal