Überraschung in Bagdad

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Bagdader Tagung der Arabischen Liga ist nicht in der Weise zum erneuten Tribunal gegen die syrische Führung geworden, wie wohl die meisten Beobachter es erwartet hatten. Erstmals seit mehr als einem halben Jahr appellierte die Staatengruppe nicht mehr allein an die Regierung, die Gewalt einzustellen und einen Dialog aufzunehmen, sondern - und das ist neu - in gleicher Weise auch an die bewaffnete Opposition. Diese zeigt sich darob unangenehm überrascht. Ähnliches gilt für ihre Sponsoren in Frankreich und der Türkei und in besonderer Weise für die USA. Geradezu überschwänglich stellt sich die Liga nun hinter die Annan-Mission.

Dieses unwirklich anmutende Geschehen sollte mit Vorsicht betrachtet werden. Wie sich zeigt, ist sich die Liga über Syrien nicht einig. Aber nicht das erstaunte, sondern dass die bisherigen Speerspitzen gegen Assad, Katar und Saudi-Arabien, nur mit der zweiten Garnitur in Bagdad erschienen. Offenbar haben sie momentan nicht mehr die Meinungsführerschaft in der Liga. Schon bisher gab es Stimmen, denen die Dominanz der Klerikalmonarchien in jüngster Zeit zu weit ging. Es ist aber nicht zu erwarten, dass sie die Schlappe einfach so hinnehmen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal