Bewegter Stillstand

Kommentar von Dieter Janke

  • Lesedauer: 1 Min.

Es gehört zur hohen Kunst im politischen Alltagsgeschäft, dem staunenden Publikum respektive den Bürgerinnen und Bürgern dort Bewegung zu suggerieren, wo bei näher Betrachtung gar keine ist. Seit es eine Binsenweisheit ist, dass die hiesige Umverteilungsmaschine im vergangenen Jahrzehnt auf der Arbeitnehmerseite real betrachtet ein Riesenminus hinterlassen hat, gehört es daher zum guten Ton, alle naselang Steuersenkungen zu versprechen. Allerdings kosten dürfen sie nichts, da ja gleichfalls jedermann weiß, wie angespannt die Lage der öffentlichen Haushalte ist.

Vor diesem diffizilen Hintergrund wollen sich die Länderfinanzminister am Donnerstag auf eine Anhebung des Arbeitnehmerpauschbetrages verständigen, die allerdings gerade einmal der Preisentwicklung der vergangenen Jahre entspricht und durch Subventionskürzungen an anderer Stelle gegenfinanziert wird. Was bleibt, ist ein verschwindend geringes »Mehr Netto vom Brutto«, was die Freidemokraten allerdings vermutlich nicht daran hindern wird, ihren vermeintlichen Erfolg kräftig zu feiern.

Frohlocken können auch die Finanzverwaltungen, deren Aufwand beim Bearbeiten der Steuerunterlagen ob der Änderung geringer ausfallen wird. Und bis zu dem Zeitpunkt, an dem der brave Lohnsteuerbürger realisieren wird, dass er von der hiesigen Einkommenspolitik aufs Neue erfolgreich auf einen Nebenschauplatz abgelenkt wurde, bastelt man dann bereits an der nächsten Nebelkerze.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal