Ineffektive Leitlinien
Kommentar von Martin Ling
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sieht durch den Landraub eine Verschärfung des Hungerproblems heraufziehen. Deshalb will sie dem im Globalen Süden um sich greifenden Land Grabbing einen Riegel vorschieben. Damit wird das Phänomen des massenhaften Aufkaufs von Agrarland durch Investoren aus Industrie- und Schwellenländern umschrieben. Produziert werden Lebensmittel für den Export.
Wenn es nach der FAO geht, sollen künftig »freiwillige Leitlinien« dafür sorgen, dass alle zu ihrem Recht kommen: die Investoren, aber auch die Kleinbauern und die armen Länder. Man muss Berufsoptimist mit Visionen sein, um in diesem ehrenvollen Ansinnen wie Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner einen »historischen Meilenstein der internationalen Entwicklungspolitik« zu erkennen. Der Landraub ist eine sich seit rund zehn Jahren verstärkende neue Entwicklung, die durch relativ knapper werdendes fruchtbares Land angetrieben wird. Objektiven Gesetzmäßigkeiten lässt sich mit freiwilligen Leitlinien nicht beikommen. Dafür bedarf es klarer Gesetze mit gesicherten Sanktionsmöglichkeiten bei Zuwiderhandeln. Dazu aber fehlen die politische Vision und der politische Wille - ob bei Landrechten oder auf den Finanzmärkten.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.