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Parks im Pflegestau

Mecklenburg-Vorpommern hat zahlreiche historische Gartenanlagen - doch viele verwildern

  • Grit Büttner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Knorrige Bäume, prächtige Büsche, verwunschene Wege: Mecklenburg-Vorpommern ist reich an historischen Parkanlagen. Doch viele der grünen Perlen verwildern, weil das Geld für die Pflege fehlt.

Klütz/Schwerin. Besorgt schaut Wiebke Schöne hinauf in die Wipfel der Linden. »Die sind richtig alt, um die 280 Jahre«, erklärt die Kastellanin von Schloss Bothmer nahe der Wismarbucht. Bothmer ist Mecklenburg-Vorpommerns größte barocke Schlossanlage und gehört nach gescheiterter Privatisierung seit 2008 dem Land. In die Sanierung bis 2014 fließen fast 21 Millionen Euro. 2,9 Millionen, das Gros davon EU-Fördermittel, kommen dem sechs Hektar großen Park mit seinen Lindenalleen zugute, wie Schöne erläutert. Mit einem »Entlastungsschnitt« seien die Bäume jetzt strukturiert worden, bevor sie künftig weiter gestutzt werden.

Mehrfach umgebaut

Deutschlandweit gibt es nirgendwo so viele historische Parkanlagen wie in Mecklenburg-Vorpommern. Von 1100 historischen Parks und Gärten dort stehen nach Angaben von Birgid Holz, Gartendenkmalpflegerin des Landes, 650 Anlagen als Einzeldenkmale unter Schutz. Doch um die meisten dieser grünen Perlen stünde es schlecht. »Pflegestau setzt mehr als der Hälfte der Parks seit Jahrzehnten zu«, sagt Holz. So lägen wertvolle Gartendenkmale im Dornröschenschlaf und verwilderten. Es fehle nicht nur an Geld, sondern auch an Konzepten. »Da schlummern Schätze in der Landschaft, die mit relativ einfachen Mitteln, auch ehrenamtlichem Engagement, aufgewertet werden könnten.«

Im Schlosspark Bothmer vor den Toren der Stadt Klütz wurde der Wildwuchs seit Februar entfernt, sagt Verwalterin Wiebke Schöne. »Dieser traumhafte Blick von der Lindenallee über die Gracht zur Klützer Kirche hin, der ist erst jetzt wieder möglich.« Der Park war um 1730 angelegt, um 1840 nach englischem Vorbild umgebaut und zu DDR-Zeiten abermals verändert worden, als Bothmer ein Altenheim beherbergte. Bis August nun soll der historische Landschaftspark wiederhergestellt sein unter Wahrung seines »barocken Rückgrats« - der alten Lindenalleen.

Während EU-Fördermittel die Sanierung landeseigener Parks in Ludwigslust, Güstrow, Hohenzieritz, Neustrelitz und Mirow an der Mecklenburgischen Seenplatte voranbringen, bereiten die meisten anderen Anlagen der Gartendenkmalpflegerin Holz Sorgen: Die Kommunen könnten sich kaum mehr Gemeindearbeiter leisten.

Nur wenige Lichtblicke

Mit großflächiger Parkpflege seien sie, wie oft auch private Eigner, überfordert, sagt Holz. »So dümpelt der Park Putbus auf Rügen nur noch vor sich hin.« Gartenwildnis herrsche ebenso in Friedrichsthal und Wendenhof in Schwerin, Varchentin und Kummerow an der Seenplatte, in Diekhof, Rossewitz und Vietgest bei Rostock sowie in Ludwigsburg, Divitz, Neetzow und Karnin in Vorpommern.

Lichtblicke gebe es - außerhalb der Landesgärten - nur wenige, sagt Birgid Holz. Vereine und Bürgerinitiativen sprießen spärlich, dabei könnten sie so viel bewegen, betont die Denkmalpflegerin. In Semlow bei Bad Sülze (Vorpommern) etwa hätten Ehrenamtliche selbst zu Kettensägen und Harken gegriffen, um den Wildwuchs in ihrem Park zu bekämpfen. »Die Arbeit liegt vielerorts rum, es muss nur mal jemand anfangen«, meint Holz.

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