Von der Schlecker-Kasse in die Kita?
Die Bundesarbeitsministerin war flink bei der Hand, den 25 000 Schlecker-Kolleginnen, die vor der Arbeitslosigkeit stehen, eine Stellenperspektive vorzugaukeln. Derzeit fehlen fast ebenso viele Erzieherinnen, die eingestellt werden müssten, damit ab 2013 der lange beschlossene Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder unter drei Jahren einigermaßen abgedeckt werden kann.
Es ist ein absurdes Vorhaben, die betroffenen Kolleginnen in den Erzieherberuf umzudirigieren. So wie Verkäuferinnen professionell arbeiten, tun dies auch Erzieherinnen. Und der Erzieherberuf unterliegt in jüngster Zeit angesichts des gravierenden Personalmangels immer größerem Druck, den professionellen Anspruch aufzugeben. Heimlich, still und leise wurden die Aufhebung der Akkreditierungspflicht von Fachschulen und -akademien, die Öffnung der Ausbildungsverordnung für die berufsbegleitende Teilzeitausbildung und die Vereinfachung der Zulassungsvoraussetzungen für die Erzieherinnenausbildung durchgedrückt. Es ist skandalös, die Qualitätsstandards im Erzieherberuf derart zu unterlaufen. Die Bundesregierung, deren Kanzlerin die Bildungsrepublik Deutschland ausrief, darf sich nicht als Vorreiter für die Aufweichung der Qualitätsansprüche im Kita-Bereich profilieren.
Im Gegenteil: Die Aufwertung des Erzieherberufs tut not. Betreuung, Bildung und Erziehung der unter Dreijährigen in einer Kita erfordern höchste Professionalität. Es ist gegenüber den Kindern und Eltern nicht zu vertreten, den Mangel an hochqualifiziertem Personal durch Quereinsteiger zu ersetzen, die im Schnelldurchlauf fit gemacht werden sollen.
Der Autor ist Bundesvorsitzender des VBE (Verband Bildung und Erziehung).
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