Der Kunde wird`s schon richten...
Umweltfreundlichere Computer durch aufgeklärten Konsum?
Nun gibt es durchaus Versuche, die Gerätschaften des IT-Zeitalters ein klein wenig grüner zu machen. Zum Beispiel durch das Umweltsiegel »Blauer Engel«. Im Zentrum des »Blauen Engels« steht der Energieverbrauch bei der Nutzung - effiziente Rechner verbrauchen 50 bis 75 Prozent weniger als der Durchschnitt. Auch die Langlebigkeit der Computer, die (Un-)Giftigkeit der eingesetzten Materialien sollen eine Rolle spielen.
Aber wieder einmal soll also der Konsument richten, was das Gros der Hersteller und auch der Staat (der ja Giftstoffe verbieten, den Energieverbrauch regulieren könnte, zum Beispiel durch den Top-Runner-Ansatz) unterlassen: Einen Markt für grünere Geräte schaffen, indem er eben diese Produkte kauft. Aber kann der Konsument das auch?
Wirklich gut informiert wird er nicht: Derzeit ist kein einziger Computer mit dem »Blauen Engel« zertifiziert, weil die Kriterien ein Stück weit verschärft wurden. Nach all den alten Kriterien waren es 42, heißt es beim Umweltbundesamt. Welchen Marktanteil diese 42 Modelle ausmachten, überblickt selbst die Behörde nicht, wie sie auf Nachfrage einräumt.
Anträge auf Vergabe des »Blauen Engels »werden binnen drei oder vier, mitunter fünf Monaten bearbeitet. Zu lange für die kurzlebige Branche, wie ein Kenner sagt: »Das steht im Widerspruch zur Kurzlebigkeit der Produkte und den immer schneller werdenden Produktzyklen«.
Die Webseite »EcoTopTen« des Öko-Instituts listet (anders als bei Waschmaschinen oder Autos) nicht die zehn umweltfreundlichsten Computer auf. Man verzichtet wegen der »Schnelllebigkeit des Marktes« auf konkrete Produktempfehlungen und gibt lieber abstrakte Ratschläge: zum Beispiel keine zu leistungsfähigen und damit stromfressenden Computer zu kaufen.
Dabei ist die Hälfte des Umweltschadens, den ein Rechner erzeugt, schon angefallen, bevor ihn der Endkunde ihn zum ersten Mal einschaltet: bei der Rohstoffbeschaffung, bei der Herstellung und beim Transport. »All das zu berücksichtigen, würde allerdings einen wahnsinnigen Aufwand bedeuten«, sagt ein Experte hinter vorgehaltener Hand – und verweist auf die globalen Wertschöpfungsketten.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.