Mehr Hilfe für Südsudan nötig
Ärzte ohne Grenzen appelliert an Regierung
Die deutsche Sektion der Organisation Ärzte ohne Grenzen hat im vergangenen Jahr so viel Geld wie nie zuvor für Hilfsprojekte in aller Welt zur Verfügung gestellt. Das gab sie bei der Vorstellung ihres Jahresberichts am Donnerstag in Berlin bekannt. Die Ausgaben betrugen rund 78 Millionen Euro. Davon kamen über 90 Prozent von privaten Spendern. Das meiste Geld floss nach Haiti (10,5 Millionen Euro) und Somalia (8,9 Millionen Euro). Einen ihrer größten Einsätze hat die Ärzteorganisation derzeit jedoch im Südsudan.
»Dort herrscht eine absolute Katastrophensituation, die von der Weltbevölkerung viel zu wenig wahrgenommen wird«, sagte Geschäftsführer Frank Dörner. Die Hilfsorganisation forderte mehr Soforthilfe für die Flüchtlinge im Südsudan. 170 000 Menschen seien vor den Kämpfen im Grenzgebiet geflohen. Die überfüllten Lager stünden wegen sintflutartiger Regenfälle unter Wasser. »Die Menschen sind durchnässt und unterkühlt, Atemwegserkrankungen und Durchfall breiten sich aus.« Fast drei Viertel der Bevölkerung fehle der Zugang zu medizinischer Versorgung. Der Fokus der internationalen Gemeinschaft liege derzeit auf langfristiger Entwicklungshilfe. »Angesichts der Notlage Hunderttausender muss aber umgehend mehr Nothilfe bereitgestellt werden.«
Dörner appellierte unter anderem an die Bundesregierung, sich mehr für die Region Sudan und Südsudan zu engagieren. Obwohl Deutschland seine humanitäre Hilfe um fünf Millionen Euro auf zwölf Millionen Euro aufgestockt habe, blieben die Ausgaben weit hinter denen der Gesamtorganisation von Ärzte ohne Grenzen zurück. Diese stellte 2011 rund 36,5 Millionen Euro bereit.
Auch in Somalia sei das Ausmaß der Not unvorstellbar, so Vorstandsvorsitzender Tankred Stöbe. In der Hauptstadt Mogadischu sei »praktisch jede Ruine und jeder freie Platz mit notdürftig zusammengeflickten Zelten bedeckt«. Allein von Mai bis Dezember 2011 behandelten die Ärzte 110 000 schwer mangelernährte Kinder. Die Hauptursache für die Krise liege in dem Bürgerkrieg, Hilfsorganisationen werde der Zugang dadurch erschwert. Erst Ende Dezember wurden zwei Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Mogadischu erschossen.
Gefährlich ist der Einsatz auch in Syrien. Seit Monaten bemüht sich die Organisation erfolglos um die Erlaubnis, im Land zu arbeiten. Zwei Mitarbeiter reisten dennoch ein. Sie berichteten, dass medizinische Einrichtungen, Ärzte und Patienten gezielt angegriffen würden. Verwundete trauten sich nicht in Krankenhäuser, weil diese oft unter Militärkontrolle stünden.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.