Lehrer schlägt Schülerin - doch keine Kündigung

  • Lesedauer: 1 Min.
Die Einzelfallabwägung in einem konkreten Fall kann durchaus ergeben, dass ein Lehrer, der eine Schülerin geschlagen hat, nicht gekündigt wird. Das berichtet die Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) und verweist auf eine Entscheidung des Landesarbeitsgerichts (LAG) Halle vom 22. September 2011 (Az. 4 Sa 404/10).

Der Lehrer, der die Schülerin geschlagen hatte, verteidigte seine Reflexhandlung damit, dass die Schülerin ihn zunächst beschimpft und dann auf seine erkrankte Schulter geschlagen habe. Seine Handlung sei ein Abwehrreflex gewesen.

Der Arbeitgeber, das zuständige Bundesland Sachsen-Anhalt, kündigte ihm trotzdem fristlos mit dem Hinweis, dass sein Beruf als Pädagoge eine Lösung von Disziplinproblemen durch Handgreiflichkeiten ausschließe.

Der Lehrer klagte gegen seine Kündigung und bekam in erster und zweiter Instanz Recht.

Die Kündigung ist damit unwirksam. Die Entscheidung beruhe auf eine Einzelfallerwägungen, betonten die Richter des Landesarbeitsgerichts Halle. Vor allem aus der sehr umfangreichen Beweisaufnahme - das Gericht hatte immerhin elf Lehrer und Schüler als Zeugen vernommen - habe sich ergeben, dass tatsächlich eine besondere Situation vorgelegen habe. Es habe demzufolge einen Zusammenhang gegeben zwischen dem eskalierenden Verhalten der Schülerin und der Reaktion des Lehrers, stellte das Gericht bei der Urteilsbegründung fest.

Auch der Personalrat hatte bereits in seiner Stellungnahme zur fristlosen Kündigung auf die besondere Situation der Ausein-andersetzung zwischen dem Lehrer und der Schülerin hingewiesen. Zudem könnte letztlich nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei der Handlung des Lehrers tatsächlich um einen Reflex gehandelt habe.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal