IWF will Athen die kalte Schulter zeigen
Scharfe interne Kritik an Krisenmanagement des Fonds
Berlin/Athen (dpa/nd). Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich nach »Spiegel«-Informationen nicht an weiteren Hilfen für das pleitebedrohte Griechenland beteiligen. Das hätten hochrangige Vertreter der Brüsseler EU-Spitze mitgeteilt, schreibt das Blatt weiter. Derzeit untersucht die »Troika« aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF, wie weit das Land seinen Reformverpflichtungen nachkommt. Das Land hofft auf Geldspritzen im August und September in Höhe von 12,5 Milliarden Euro.
Aus Athener Kreisen hieß es zuletzt, dass die Sparkontrolleure der »Troika« am 26. Juli wieder nach Griechenland zurückkehren sollen. Die griechische Koalitionsregierung war im Juni mit dem festen Ziel angetreten, die Fristen der für die Milliardenhilfen auferlegten Sparauflagen neu zu verhandeln. Erhält das Land mehr Zeit, seine Ziele zu erfüllen, würde dies laut »Spiegel« nach Schätzungen der »Troika« zusätzliche Hilfen zwischen 10 und 50 Milliarden Euro erfordern. Viele Regierungen der Euro-Zone sind jedoch nur noch dann bereit, zusätzliche Griechenland-Lasten zu schultern, wenn sich der IWF beteiligt.
Derweil warf ein scheidender IWF-Ökonom dem Währungsfonds ein »beispielloses Versagen« in der Eurokrise vor. Anzeichen für die aufziehende Krise seien von den Experten frühzeitig erkannt, diese Erkenntnisse aber »unterdrückt« worden, schreibt Peter Doyle in seinem Kündigungsschreiben an den IWF-Exekutivrat, das der US-Sender CNN veröffentlichte. Darunter müssten nun Staaten wie Griechenland leiden, außerdem drohe der Euro zu kollabieren.
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verlangte konkrete Schritte für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. »Der Staat sollte jetzt damit anfangen, die Hälfte seiner Beamtengehälter, Renten und sonstigen Ausgaben in Drachmen auszuzahlen«, sagte er in der »Welt am Sonntag«. Kommentar Seite 4
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