Clevere Attacke

Favoritin Marianne Vos gewinnt das Straßenrennen vor der Britin Elizabeth Armitstead

  • Ruben Stark, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Marianne Vos hat mit einer cleveren Attacke die Goldpläne von Ina-Yoko Teutenberg im Straßenrennen der Frauen zerstört. Die Radweltmeisterin von 2006 holte nach 140 km den Olympiasieg vor der Britin Elizabeth Armitstead und machte die Ambitionen des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) zunichte. Topsprinterin Teutenberg blieb bei phasenweise strömendem Regen auf Londons Prachtstraße »The Mall« nur der enttäuschende vierte Platz. Damit setzte sich die Pleitenserie der deutschen Sportler am ersten Olympia-Wochenende fort.

Die Düsseldorferin Teutenberg war nach dem Rennen reichlich bedient. »Der vierte Platz ist schön doof«, sagte die 37-Jährige. Vos, die den Weltcup anführt, unterstrich mit dem Sieg ihre Dominanz in diesem Jahr. »Nach dieser fantastischen Saison ist das großartig«, sagte die 25-Jährige. Im Finale initiierte sie den entscheidenden Angriff. Begleitet von Armitstead und der Russin Olga Zabelinskaja, die Bronze gewann, setzte sich Vos nach der zweiten Überfahrt des Box Hills ab. Der Vorsprung auf das Feld, in dem das BDR-Quartett verzweifelt hinterherjagte, wuchs zwar langsam, aber doch stetig an. Im Sprint hatte Vos dann die schnellsten Beine.

Auch Zeitfahr-Weltmeisterin Judith Arndt war neben Trixi Worrack (Cottbus) viele Kilometer an der Spitze zu sehen, um die Lücke zum Führungstrio noch zu schließen. Doch es fehlte den Deutschen auch an Unterstützung, kurz vor dem Ende zeichnete sich die Aussichtslosigkeit ab. »Die Drei waren einfach zu stark«, sagte Arndt. Aber gerade die Italienerinnen mit Weltmeisterin Giorgia Bronzini hatten sich lange versteckt. Die BDR-Frauen warten damit weiter auf die erste Olympiasiegerin auf der Straße. Zuletzt hatte Arndt mit Silber in Athen eine Medaille gewonnen.

Das Quartett war total auf Gold ausgerichtet und nach Aussage von Teutenberg »auf jede Situation vorbereitet«. Auch auf Attacken sollte reagiert werden, Charlotte Becker aus Datteln übernahm dafür in der ersten Rennhälfte die Verantwortung und bestimmte den Rhythmus im Feld. Denn vor allem die Niederlande gestalteten nicht nur in der Endphase das Geschehen äußerst offensiv.

Im Gegensatz zu den Männern am Vortag, die neunmal über den Box Hill mussten, standen für die Frauen nur zwei Überquerungen an. Umso wichtiger war es aber, in vorderer Position zu bleiben. »Wenn du den Anschluss verlierst, bist du weg«, sagte Teutenberg vor dem Start. Die Deutschen versuchten daher, das Tempo zu kontrollieren. Becker verbrauchte dafür bei der zweiten Überfahrt ihre letzten Kräfte und fiel anschließend zurück.

Über die gesamte Distanz machten auch wechselnde Bedingungen den Fahrerinnen zu schaffen. Zwar gab es sonnige Phasen, doch kräftige Regenschauer sorgten für nasse Straßen, komplizierte Verhältnisse und eine Reihe von zumeist glimpflichen Stürzen. »Der Regen kommt, es wird ein nervöses Rennen«, hatte Teutenberg vorausgesagt. Auch diese Unwägbarkeiten beherrschten die BDR-Damen letztlich nicht.

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