Cogito, ergo ...

  • Lesedauer: 1 Min.

Es gibt Ereignisse, die neugierig machen: In Dresden-Neustadt findet am Wochenende das erste Philosophie-Festival statt: »Denkfiguren«. Debatten Vorträge, Filme, Lesungen: ein Wissenschaftsparcours. Plötzlich, in der Ankündigungseuphorie der Veranstalter, der so arg schröckliche Satz, man wolle »das Wissen der Welt aus den Büchern rausholen«. Das klingt nach Pogrom. Als würde das Wissen auf die Straßen getrieben, dort liegt es dann wie die Macht, und man weiß ja, was wird, wenn die Macht auf der Straße liegt. Es greifen stets die Falschen zu.

Das Wissen aus Büchern rausholen, das ist Plünderung. Und Philosophie als Festival, vielleicht ist das überhaupt eine arg faschingskostümierte Denkfigur. Sich wund denken, das wäre Philosophie - sich alles bunt denken, das ist ein Festival. »Gut, wenn der, der zu mir will, durch meine Bücher muss und nicht mehr herausfindet«, schrieb der Philosoph George Steiner. Damit meint er Mühe des Begreifens, Einsamkeit des Begreifens. Und Zweifel am Begreifen. Schwere Existenz. Ein Festival zeigt Leichtigkeit an, Schnuppersüße, Soforthilfe.

Nochmal: Neugier, klar. Aber eben auch wieder nicht. Man kann sich mit Philosophie beschäftigen, aber ob sie festivaltauglich ist? Eine Art Hirnwoodstock? Cogito, ergo sum. War das mal?. Ist jetzt, im Event-Bann: Ich denke, also konsumiere ich? hds

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal