Feindbild AStA
Hochschuldemokratie und Studierendenvertretungen - für die Junge Union sind das Altlasten der linken 68er-Bewegung, die endlich abgeschafft werden sollten. Im neuen Grundsatzprogramm der Jugendorganisation der größten Regierungspartei soll die Abschaffung der Asten und die Schleifung der letzten Reste von Hochschuldemokratie ins Programm aufgenommen werden. In einem Gespräch im Deutschlandfunk machte Marcel Grathwohl von der JU aus seinem Feindbild keinen Hehl. »AStA ist eine Selbstbeschäftigung für Leute im 35. Semester«, räsonierte er. Seine Interessen würden dort nicht vertreten. Diese definiert er so: Schneller studieren und das Semesterticket wieder abschaffen. Im Klartext: Porschefahrer möchten den Transport von weniger betuchten Kommilitonen nicht mitfinanzieren.
Hier wird klar, dass eine Uni für die Elite die Zielvorstellung ist. Was die konservative Jugend an den Asten stört, ist der Diskurs über Gerechtigkeit, Demokratisierung der Wissenschaft, der Kampf gegen Rassismus und Studiengebühren. Die auch die Verschlechterung der Studienbedingungen bewirkte Entpolitisierung auf dem Campus spielt solchen Vorstellungen in die Hände. Die JU führt gerne die geringe Wahlbeteiligung für die studentischen Selbstverwaltungsorgane an. Vielleicht sorgt aber gerade der konservative Vorstoß dafür, dass sich wieder mehr Kommilitonen für die Asten interessieren. Trügerisch wäre es hingegen, würde man - wie es Torsten Reckewitz vom studentischen Dachverband fzs vorschwebt - auf Widersprüche zwischen JU und RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) setzen. Schließlich hat es der CDU-Studentenverbund geschafft, an der TU Berlin eine über Jahrzehnte aufgebaute studentische Infrastruktur zu schleifen.
Der Autor ist freier Journalist und lebt in Berlin.
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