Finnische Seen bezahlen Uranpreis
Abbau von Nickel und Uran beschädigt Natur nachhaltig - EU ermittelt
Hohe Rohstoffpreise eröffnen den nordischen Ländern neue Möglichkeiten. Auf Grönland zieht sich das Eis zurück und neue Edelstein- und Metallvorkommen werden für den Abbau freigelegt. In Schweden und Nordnorwegen werden stillgelegte Eisenerzgruben wiedereröffnet.
Doch die Umweltprobleme folgen auf dem Fuß. Ein Beispiel dafür ist die Talvivaara-Nickelgrube in Sotkamo im Osten Finnlands. Dort wird seit 2008 Erz gefördert, das neben Nickel auch Kobalt, Zink und Kupfer enthält. Bei der Erzaufbereitung in der Talvivaara-Mine entstehen große Mengen Schwefelwasserstoff und Sulfate. Letztere werden in die umliegenden Gewässer gepumpt. Nach Angaben von Ilkka Haataja vom Kainuu Zentrum für Wirtschaft, Entwicklung, Transport und Umwelt, das als Überwachungsbehörde waltet, wurden an einigen Orten bis zu 7900 Milligramm Sulfat per Liter Wasser gemessen, 150 Milligramm seien für den Hausgebrauch angemessen, deshalb dürfe dieses Wasser nicht einmal für die Sauna verwendet werden, meint Haataja zu »Helsingin Sanomat«. Der Umweltdirektor der Talvivaara-Mine, Veli-Matti Hiilla, behauptet in der gleichen Zeitung, die Sulfatkonzentration im Nuasjärvi-See sei nicht höher als früher auch und im Jormasjärvi-See sei der Sulfatanteil nicht so hoch, dass er den Fischfang beeinflussen würde.
Die Anwohner befürchten dennoch Nachteile für den zweiten wichtigen Wirtschaftszweig, den Tourismus. »Die Abwässer haben den Ruf des Tourismus in der Vuokatti-Region zerstört«, sagt Landbesitzer Raimo Ronkainen zur Zeitung »Helsingin Sanomat«. Im April verlangen 100 Demonstranten in Sotkamo, dass Talvivaara geschlossen wird und dass die Gesellschaft die Seen reinigen muss.
Das Bergbauunternehmen denkt aber nicht daran, seine Operationen einzustellen. Ganz im Gegenteil. Das Nickelerz enthält auch Uran. Und das will Talvivaara nun ebenfalls gewinnen und hat ein entsprechendes Gesuch gestellt. Im März hat die finnische Regierung dieses Gesuch bewilligt. Allerdings nicht einstimmig, Sozialdemokraten und grüne Minister der Koalition stimmten dagegen, die Konservativen und Christdemokraten dafür, um die finnischen Atomkraftwerke mit eigenem Uran zu versorgen.
In ihrem Kampf für die Natur ist die Lokalbevölkerung nicht ganz allein. Umweltminister Ville Niinistö (Grüne) sagte in einem Interview mit dem Magazin »Suomon Luonto«, der Staat werde eingreifen, wenn Talvivaara nicht bald die Umweltverschmutzung stoppe. Auf Bitten zweier Parlamentarier der Christdemokraten hat die EU-Kommission Mitte Juli eine Untersuchung aufgenommen, um herauszufinden, wie Talvivaara die Direktive für die Entsorgung von Bergbauabfällen befolgt.
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