Instabiler Riesenstaat

Kommentar von Martin Ling

  • Lesedauer: 2 Min.

Das offizielle Bekenntnis steht noch aus, doch die Zweifel gehen gegen null: Die radikalislamische Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) hat in Nigeria erneut zugeschlagen. Überfall auf eine Kirche, Feuer, mindestens 19 tote Christen. Das entspricht dem Strickmuster der Boko Haram. Allein dass sich der Anschlag im Zentrum des Riesenstaates und nicht in ihrer Hochburg, dem Norden, ereignete, weicht vom bisher Üblichen ab.

Sicher ist: Die vor zehn Jahren vom 2009 ermordeten Mohammed Yusuf gegründete Terrorsekte ist so stark wie noch nie; die nach Yusufs Festnahme mit Todesfolge von der Regierung verkündeten Abgesänge sind längst widerlegt. Anschlag folgt auf Anschlag. Die Strategie der Regierung, mit dem Zuckerbrot Amnestie die Militanten zum Abschwören zu bewegen, hat offenkundig keine Breitenwirkung entfaltet.

Nigeria ist seit Jahren ein Pulverfass. Ein kleiner Funke kann genügen, um die Gefühle im ethnisch-religiös tief gespaltenen 150-Millionen-Land in Wallung zu bringen. Allein seit 1999, dem Ende der Diktatur, als meist Friedhofsruhe herrschte, kamen weit über 10 000 Menschen ums Leben. Immer wieder wurde die Frage aufgeworfen, ob dieser Staat seine kolonialgegebene territoriale Integrität bewahren kann oder überhaupt soll, was zum Beispiel der Schriftsteller Wole Soyinka bezweifelt.

Die Boko Haram hat freilich nichts gegen die Einheit Nigerias, sie soll allerdings radikalislamisch sein. Dieser Sprengsatz muss schnellstmöglich entschärft werden. Bei den Mitteln ist guter Rat teuer.

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