Tollkühn und gnadenlos

Das olympische BMX-Spektakel ist auch in London ein Publikums-Renner

  • Ruben Stark, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Show, Spektakel, Stürze: Die Wettbewerbe der BMX-Fahrer versprechen beste Unterhaltung. Erstmals sind auch zwei Deutsche dabei.

Spektakulär, gnadenlos - und ein Publikumshit. BMX war vor vier Jahren beim Olympia-Debüt in Peking schon ein Renner. Mit Athleten wie dem Favoriten Connor Fields aus den USA steht einer erneuten Super-Show auch in London nichts im Wege. Fields' martialisches Wettkampfmotto »Töte jeden« ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen, aber Zurückhaltung ist beim knallharten Duell über 450 m ein Fremdwort. Wer Olympia-Gold will, nimmt Stürze in Kauf.

BMX-Fahrer sind Individualisten, vielleicht bezeichnet sie so mancher auch als durchgeknallt. Sich mit sieben Gegnern aus acht Metern Höhe in den engen Rüttelkurs zu stürzen, sich mit 60 Sachen über 13-Meter-Hügel zu katapultieren, durch Steilkurven zu jagen, ohne zu wissen, ob man heil im Ziel ankommt oder mit gebrochenen Knochen auf der Strecke bleibt - das ist vorsichtig formuliert tollkühn.

Besonders verrückt sollen die Südamerikaner sein. Vor dem Start schalten sie angeblich jede Vernunft aus und nehmen rücksichtslos jedes Risiko in Kauf. »Sie bekreuzigen sich, bevor sie aufs Rad steigen, und fahren auf Leben und Tod«, sagt der Bietigheimer Maik Baier, einer der beiden deutschen Starter. Übermäßig harte oder ganz offensichtlich mutwillige Attacken auf die Gegner werden zwar geahndet, doch Stürze sind nun mal auch Teil der Show.

Der zweite deutsche Vertreter ist Luis Brethauer, er gilt als das größte Talent des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) und ist der jüngste Sportler der deutschen Olympia-Mannschaft. Für den gebürtigen Aschaffenburger ist jeder Lauf mit einem emotionalen Kick verbunden. »Das ist Adrenalin pur und Action. Einfach ein geiler Sport«, sagt der 19-Jährige.

Brethauer ist am selben Tag wie Fields geboren und eifert ihm nach. Den BMX-Posterboy kann der deutsche Meister zwar derzeit noch nicht gefährden, doch seine Ellbogen einzusetzen, davor scheut er sich nicht. »Berauscht von Olympia« liebäugelt er mit dem Endlauf. »Das wäre der Superlativ«, sagt Brethauer.

Am Mittwoch beginnt der Wettbewerb zunächst mit Qualifikationsläufen, in denen die Setzliste für das Viertelfinale festgelegt wird. Am Freitag werden dann die Medaillen vergeben. Neben Fields sind der australische Weltmeister Sam Willoughby und Peking-Sieger Maris Strombergs aus Lettland favorisiert.

Wer das britische Publikum dieser Tage erlebt, darf davon ausgehen, dass im Olympiapark unmittelbar neben dem Velodrom ein Höllenlärm entstehen wird. Erst recht, wenn die Rennen das werden, was sie eigentlich immer sind: Spektakulär, gnadenlos - und ein Publikumshit.

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