Deutschland knietief im Plus

Ifo-Institut erwartet Rekordplus in Leistungsbilanz

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd/dpa). Deutschland könnte in diesem Jahr den weltweit größten Außenüberschuss aufweisen. Das Plus in der Leistungsbilanz dürfte auf 210 Milliarden Dollar steigen, berechnete das Münchner ifo-Institut im Auftrag der »Financial Times Deutschland«. Erstmals seit 1988 gebe es sogar einen Überschuss gegenüber China.

Hohe globale Ungleichgewichte gelten als eine Ursache der Finanzkrise. Die Überschüsse eines Landes sind die Defizite von anderen. Letztere müssen sich, da ein Ausgleichmechanismus fehlt, verschulden, was sich derzeit besonders innerhalb des Euroraumes bemerkbar macht. Auf internationaler Ebene gibt es immer wieder Forderungen an die Adresse Chinas, aber auch Deutschlands, die Überschüsse durch Stärkung des Binnenwirtschaft abzubauen. Peking ist hier spürbar vorangekommen. Die Bundesregierung sieht indes weiter keinen Handlungsbedarf. »Die deutsche Exportwirtschaft ist äußerst leistungs- und wettbewerbsfähig. Und das ist sehr positiv«, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Montag in Berlin. Dagegen kritisierte der LINKE-Wirtschaftsexperte Michael Schlecht eine »schon im Ansatz falsche Wirtschaftspolitik« der Bundesregierung. Diese sei »dafür verantwortlich, dass das deutsche Lohn- und Sozialdumping eine beständige Gefahr für die Weltwirtschaft und Eurozone bleibt«.

Kernstück der Leistungsbilanz, die sich aus dem Warenhandel, aus grenzüberschreitenden Dienstleistungen und Vermögensübertragungen zusammensetzt, ist der Saldo aus Im- und Exporten. Laut Statistischem Bundesamt nahmen die deutschen Ausfuhren im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,8 Prozent auf 550,4 Milliarden Euro zu, die Importe nur um 2,4 Prozent auf 457,1 Milliarden Euro. Deutsche Unternehmen konnten ihre Exporte vor allem in die USA, in Schwellenländer und nach Japan deutlich steigern. Dabei profitierten sie von einer krisenbedingten Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar.

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