Der Wunsch nach mehr Beschäftigung

Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial: 7,4 Millionen Menschen würden gerne mehr arbeiten

  • Lesedauer: 2 Min.
In Zeiten des Fachkräftemangels zeigt das Statistische Bundesamt ungenutztes Arbeitskräftepotenzial auf dem Beschäftigungsmarkt. 7,4 Millionen Menschen würden gerne mehr arbeiten.

Wiesbaden (nd-Otto/Agenturen). Von den Kampagnen der Boulevardpresse gegen sogenannte Sozialschmarotzer sind auch nach Jahren noch die Namen der Beschuldigten präsent: »Florida-Rolf« und »Mallorca-Karin« hießen jene Arbeitslose, die sich soziale Leistungen erschlichen haben sollen, um sich ein schönes Leben zu machen. Mit ihnen standen Millionen andere Leistungsbezieher im Generalverdacht, arbeitsscheu zu sein.

Die Fakten legen jedoch einen anderen Sachverhalt dar: Wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte, wünschten sich im vergangenen Jahr rund 7,4 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz oder in ihrem Job mehr Arbeitsstunden. Dieses ungenutzte Arbeitskräftepotenzial setzte sich neben 2,5 Millionen Erwerbslosen aus 3,7 Millionen Unterbeschäftigten in Teil- und Vollzeit sowie 1,2 Millionen Menschen in der Stillen Reserve zusammen. Zur Stillen Reserve gehören überwiegend Erwerbslose, die sich bei den Jobcentern nicht arbeitslos melden.

Von den insgesamt 3,7 Millionen Unterbeschäftigten arbeitete 2011 mehr als die Hälfte (2,0 Millionen) in Teilzeit. Der Frauenanteil habe hier bei 72 Prozent gelegen, heißt es. In Ostdeutschland betrage der Anteil von Frauen, die in Teilzeit arbeiten, 31,7 Prozent und sei damit mehr als doppelt so hoch wie im Westen (14,3 Prozent).

Dieser große Unterschied zwischen Ost und West erkläre sich aus den Gründen für die Annahme von Teilzeitjobs, teilten die Statistiker mit: Frauen im Osten hätten oftmals keinen Vollzeitjob gefunden, heißt es. Westdeutsche Frauen hingegen arbeiteten häufig aus persönlichen oder familiären Gründen in Teilzeit, etwa wenn sie Zeit für die Kindererziehung benötigen.

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