Harting im »Wohnzimmer« top

71. ISTAF in Berlin: Diskus-Olympiasieger beim 33. Sieg in Serie umjubelter Star

Lokalmatador Robert Harting war der Star des 71. ISTAF im Berliner Olympiastadion. Der Diskus-Olympiasieger feierte 26 Tage nach seinem Goldwurf von London seinen 33. Sieg in Serie. In einem Topfeld setzte er sich mit 67,40 m durch und wurde auf der Ehrenrunde vor über 50 000 Zuschauern stürmisch gefeiert.

Harting, das »neue Gesicht der deutschen Leichtathletik« und als Olympiasieger, zweifacher Weltmeister und Europameister Berlins erfolgreichster Leichtathlet aller Zeiten, wollte um alles in Welt in seinem »Wohnzimmer«, wie er das Olympiastadion bezeichnet, ungeschlagen bleiben. »Ich darf nicht verlieren, nicht hier«, hatte er sich motiviert und dabei einen ungewöhnlichen Vergleich angestellt: »Wenn ein Haus in Gefahr ist, steht doch jeder in Boxershorts und mit der Mistgabel davor und verteidigt es. So geht es mir.«

Der 27-Jährige ging natürlich wie immer in den Diskusring - ohne Boxershorts und Mistgabel. Er griff sich die 2-kg-Diskusscheibe und schleuderte sie im zweiten Versuch 67,40 m weit. Seine Dauerkonkurrenten Virgilius Alekna (Litauen/66,63) und Piotr Malachowski (Polen/66,17) hatten wieder das Nachsehen. »Harting ist kaum zu schlagen, zu Hause schon gar nicht«, anerkannte Alekna, mit seinen 40 Jahren mittlerweile eine Diskus-Legende.

Alekna könnte nächste Saison einen Rekord verlieren: Zwischen 2005 und 2007 kam er auf 37 Siege in Folge. Nun will Harting diese Rekordserie überbieten. Der Berliner verlor zuletzt am 8. August 2010 und steht mit dem Triumph beim ISTAF bei 33 Siegen ohne Unterbrechung. »Ich bin happy, aber jetzt ist erst mal Schluss. Das war mein letzter Wettkampf. Jetzt genieße ich erst mal alles.« Und was wird aus der Knieverletzung? »Ich lasse mich nicht noch mal operieren. Ich werde versuchen, mit einer Schmerztherapie die Sache in den Griff zu bekommen.«

Kein Wort von Karriereende. Schließlich will er nächstes Jahr in Moskau zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden und 2016 in Rio das Olympiagold verteidigen.

Zu den glanzvollen Siegern gehörte auch die gebürtige Berlinerin Betty Heidler. Die Hammerwurf-Olympiadritte nahm mit 75,18 und einer beeindruckenden Serie Revanche für London. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin Tatjana Lysenko (Russland) und die Olympiazweite Anita Wlodarczyk (Polen) lagen klar zurück.

Im Kugelstoßen scheiterte der Londoner Goldstoßer Tomasz Majewski (Polen) am überragenden Olympiadritten Reese Hoffa (USA/21,37) um sechs Zentimeter. Auch die tschechische Speerwerferin Barbora Spotakova musste der südafrikanischen WM-Dritten Sunette Viljoen den Vortritt lassen, deren letzter Wurf bei neuer persönlicher Bestweite von 67,52 m landete - in London hätte das Olympiasilber eingebracht!

Wie erhofft lief Hürdensprinter Aries Merritt (USA) mit 12,97 s neuen Meetingrekord (bisher 13,02 s von 1989 und 1994) und war nur fünf Hundertstel langsamer als bei seinem Olympiasieg. »Es war hart, den Rekord zu brechen. Aber ich wollte unter 13 s laufen. Es ging um Wiedergutmachung, weil ich am Donnerstag in Zürich nach Fehlstart disqualifiziert wurde«, meinte er - und peilt nun den Weltrekord (12,87 s) an.

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