Scheinbare Entwarnung

Kommentar von Simon Poelchau

  • Lesedauer: 2 Min.

Auf den ersten Blick nimmt der Entwurf des Armutsberichts den Wind aus den Segeln in der Diskussion um die Altersarmut. Nur 2,45 Prozent der über 65-Jährigen sind derzeit auf die staatliche Grundsicherung im Alter angewiesen; deswegen ist ihr Risiko entsprechend niedrig, arm zu werden. Doch entbindet das nicht von der Diskussion um eine zukunftsfähige Altersabsicherung, die allen Menschen ein menschenwürdiges Leben als Rentner garantiert.

Schließlich genießen die Wohlhabenden unter den jetzigen Rentnern ihre gute Rente, weil sie noch unter den Bedingungen eines relativ intakten Wohlfahrtsstaates gearbeitet haben. Sie hatten meistens gut bezahlte und tariflich abgesicherte Arbeitsplätze. »Riestern« mussten sie noch nicht, viele konnten auf ein kleines Eigenheim sparen. Eine schöne Betriebsrente kam oft hinzu. Leiharbeit und prekäre Arbeitsverhältnisse waren für sie meist Fremdwörter. Das alles änderte sich aber in den letzten Jahren. So ist der Anteil der atypischen Beschäftigung - also Minijobs, befristete Anstellung und Leiharbeit - gestiegen. Arbeitspolitische Maßnahmen wie die Hartz-Gesetze haben eine Abwärtsspirale in der Reallohnentwicklung in Gang gesetzt. Das alles kann der Armutsbericht nicht beschönigen.

Unter diesen Umständen können die meisten 30- bis 40-Jährigen, die jetzt arbeiten, keine üppige Rente erwarten. Dies kann sich nur ändern, wenn die Ursachen für Armut grundsätzlich bekämpft werden.

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