Vollständige Kontrolle Nordafrikas vom Atlantik bis zum Roten Meer« lautete die Anweisung Roosevelts und Churchills; US-General Dwight D. Eisenhower erhielt den Oberbefehl über die Operation, die unter dem Decknamen »Torch« (Fackel) in den Morgenstunden des 8.November 1942 an den Küsten der von Vichy-Frankreich weitgehend kontrollierten französischen Kolonien Marokko und Algerien begann - ein groß angelegtes gemeinsames britisch-amerikanisches Landungsunternehmen, dessen unmittelbare Ziele die Einnahme der Häfen Casablanca, Algier und Oran waren. Dafür waren in von Schlachtschiffen, Flugzeugträgern, zahlreichen Kreuzern und Zerstörern gesicherten Geleitzügen aus Großbritannien und den USA drei Landungsgruppen von insgesamt über 110000 amerikanischen und britischen Soldaten herangeführt worden.
Koordiniert war das Unternehmen mit einer aus Ägypten vorgetragenen britischen Großoffensive gegen Generalfeldmarschall Rommels deutsch-italienische Panzerarmee Afrika. Diese war bei dem abenteuerlichen Versuch, zum Suezkanal vorzustoßen, bei dem ägyptischen El Alamein, etwa 80 Kilometer westlich von Alexandria, stecken geblieben. Sie befand sich zum Zeitpunkt der alliierten Landung auf verlustreichem Rückzug, bedrängt von der britischen 8. Armee General Montgomerys. Die schwere Niederlage vor El Alamein und nun im Rücken die Bedrohung durch die gelandeten anglo-amerikanischen Truppen brachten die deutsch-italienischen Streitkräfte in Nordafrika in eine aussichtslose Lage. Deutsche Entsatzkräfte waren nicht zu erwarten, weil an Wolga und Don die Rote Armee zum Gegenangriff übergegangen war.
Für den Ablauf von »Torch« war wichtig, wie sich die Vichy-Regierung unter Marschall Pétain verhielt, die mit Hitlerdeutschland kollaborierte und die Oberhoheit über das französische Kolonialreich ausübte. Sie verfügte über Truppen und starke Flottenkräfte, die im Hafen von Toulon und in den französischen Kriegshäfen Nordafrikas lagen. Dem Risiko einer französischen Gegenwehr in Nordafrika hatten die Alliierten im Vorfeld von »Torch« in Geheimverhandlungen mit hohen Militärs der Vichy-Regierung entgegenzuwirken versucht. Dennoch leistete vor allem die französische Marine der britisch-amerikanischen Landung zum Teil heftigen Widerstand. Die Kämpfe endeten, nachdem bereits am 10. November der in Algier anwesende Oberbefehlshaber der Vichy-Streitkräfte im geheimen Einverständnis mit Pétain ein Waffenstillstandsabkommen mit dem alliierten Oberkommando geschlossen hatte.
Bis Ende November 1942 hatten die alliierten Truppen Marokko und Algerien besetzt. Sie begannen den Vormarsch auf das französische Tunesien, in dem als Reaktion auf »Torch« mit Zustimmung der Vichy-Regierung seit dem 10. November deutsche Truppen gelandet waren. Ihnen gelang es, die Alliierten zeitweilig zum Stehen zu bringen und die aus Libyen verdrängten Truppen Rommels im Januar 1943 im »Brückenkopf Tunesien« aufzunehmen. Dort wurde aus allen deutschen und italienischen Verbänden die Heeresgruppe Afrika unter Rommel gebildet, der in realistischer Einschätzung der sich für die Achsenmächte rasch zuspitzenden Lage von Hitler die Räumung des Brückenkopfes verlangte, aber abgewiesen wurde, da kurz nach dem Untergang der 6. Armee in Stalingrad ein Rückzug aus Tunesien verheerende moralische Folgen haben würde. Der Brückenkopf Tunis kapitulierte schließlich im Mai 1943.
Eine weitere deutsche Antwort auf »Torch« war das in der Nacht vom 10./11. November 1942 ausgelöste Unternehmen »Anton«. Unter diesem Decknamen vollzog sich die schon seit Ende 1940 durch Weisungen Hitlers vorbereitete »Besetzung Restfrankreichs in Zusammenarbeit mit italienischen Kräften«, die jetzt Korsika und einige südfranzösische Gebiete okkupierten. Ausgespart blieb vorerst der Kriegshafen Toulon, in dem beträchtliche Teile der französischen Flotte lagen, die bis 1940 zu den stärksten Seestreitkräften der Welt zählte. Angesichts der Entwicklung in Nordafrika plante die Wehrmachtsführung, nun auch die letzten militärischen Kräfte der Vichy-Regierung auszuschalten. Unter dem Codewort »Lila« vollzog sich in der Frühe des 27. November 1942 der deutsche Überfall auf die Festung und den Hafen Toulon. Dort leistete die Marine erfolgreich Widerstand. Die längst vorbereitete Versenkung der Schiffe gelang nahezu vollständig. Über 100 Kriegsschiffe, darunter zwei Schlachtschiffe, wurden dem Zugriff der deutschen Okkupanten entzogen.
Mit dem Abschluss der Kämpfe in Tunesien hatten die faschistischen Mächte Deutschland und Italien nach der für den Kriegsverlauf folgenschweren Niederlage von Stalingrad eine weitere, nicht rückgängig zu machende Niederlage hinnehmen müssen. Die Wende des Krieges zu Gunsten der Antihitlerkoalition war eingeleitet. Im Ergebnis von »Torch« befand sich die gesamte nordafrikanische Küste in den Händen der westlichen Alliierten, die zugleich über die See- und Luftherrschaft im Mittelmeerraum verfügten. Über das weitere Vorgehen auf diesem Kriegsschauplatz hatten sich schon auf der Konferenz in Casablanca im Januar 1943 die USA und Großbritannien geeinigt. Auf Drängen Churchills stellten sie die Eröffnung der Zweiten Front auf dem westeuropäischen Festland erneut zurück und planten eine Landung auf Sizilien und in Süditalien im Sommer 1943.
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