- Kultur
- Kulturprojekt im Wedding erhielt Galerie: LEBENDIGES MUSEUM
Spaß und tiefer Sinn im „Kunst Sockel u
Im Norden Berlins ist ein interessantes Kulturprojekt zu entdecken - das LEBENDIGE MU-SEUM, angesiedelt an der Volkshochschule Wedding, mitgetragen vom Schering-Kunstverein und Teil der dezentralen Kulturarbeit ... LEBENDIGES MUSEUM ein gewollt widersprüchlicher Name – will bewußt machen, daß die neue Kunst von heute die Museen von morgen bestückt und daß Kunstgeschichte jeden Tag um uns herum geschrieben wird. Das Konzept bringt Künstler. Kunstinteressierte und den Kunstvermittler, also die wichtigsten Partner des kulturellen Prozesses, zusammen.
Das LEBENDIGE MUSEUM erhielt vor kurzem eine Galerie, ein weiteres öffentliches Forum für Begegnungen zwischen Künstlern und Kunstinteressierten. Ungewöhnlich wie ihr Name GALERIE LEBENDIGES MU-SEUM ist auch der Titel der Eröffnungsausstellung „Kunst Sokkel“. „Kunst ist der Sockel, auf
dem alles ruht“, formulierte Gisela Weimann, Malerin und engagierte Initiatorin des Weddinger Konzeptes wie der Institution Museum. Spielerisch, ironisch und teilweise pur ist der Umgang der ausstellenden Künstler mit dem Thema. Zu manchem Kunstwerk wurde der Sockel gleich mitgeliefert, der Sockel selbst wurde zum Kunstwerk, und Kunst kommt ohne Sockel aus – viele Varianten, viel Phantasie von den Weddingern.
Ganz beeindruckend ist der „Piedestal-Paternoster“ von
Beate Honsell-Weiss, ein Objekt aus Rundstahl, Eisendraht und Acrylglas mit ganz kleinen Figuren – der Mensch in Beziehung zum Objekt, verloren das Subjekt, aber so gesetzt, daß es nicht zu .übersehen ist. „Sockel“ von Georg Zey, ein Werk, das die Angreifbarkeit des Sockels deutlich macht. Interessant der Umgang mit dem Thema auch bei „Brechungen-Bewegungsspuren “, Gouache auf Kartonstücken von
Gudrun Brückel, Spannungsfelder. Man findet von philosophischen bis ironischen Interpretattonen alles im Thema, und das macht die erste Ausstellung sehenswert. Der gedankliche Spaß mit tiefem Sinn von Gisela Weimanns Objekt „Atlas“ erfaßt den Grundgedanken der Galerie, der Kunst.
Wie generell zum Konzept LE-BENDIGES MUSEUM gehören nun auch zur Galerie Gespräche, Vorträge und Diskussionen. Zur „Lage der Kunst“ wird es am 14.11. einen Disput mit der Kultursenatorin Dr. Anke Martiny gelben, Prof. Dr. Bernhard Kerber referiert am 21.11. über „Sockelprobleme“.
Die Ausstellung „Kunst Sockel“ ist bis zum 28. 11. 90 zu sehen, die Galerie „LEBENDIGES MUSEUM“ im Gewerbehof Lindower Straße 18–19 ist Dienstag bis Freitag 15 bis 19 Uhr geöffnet, Eintritt frei.
KARIN FREITAG
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.