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Katrin Krabbe: Ich habe nicht gedopt!

  • Lesedauer: 3 Min.

Katrin Krabbe gab in Neubrandenburg vor der Presse eine persönlichen Erklärung ab:

Ich möchte mit dem Satz anfangen, daß es auch der Rest der Welt versteht: Ich habe nicht gedopt, und ich habe auch nicht manipuliert. Ich fühle mich vom DLV verschaukelt und im Stich gelassen. . Der DLV tut alles, um der Fürsorgepflicht gegenüber seinen Organen und Athleten nicht gerecht zu werden. Ich hatte ein Verfahren' gegen den DLV eingeleitet. Das Verfahren habe ich gewonnen.

Zum sportlichen, fairen Verhalten gehört, daß ein endgültig abgeschlossenes Verfahren von allen Beteiligten akzeptiert wird. Sportliches Verhalten setzt voraus, daß man verlieren können muß. Dies kann der DLV nicht und steht damit im sportlichen Abseits. Wenn man das Urteil des Schiedsgerichtes liest, wird man genau feststellen, daß hier so ziemlich sämtliche Schwachstellen organisatorischer Art beim DLV offengelegt werden, daß dem DLV miserables Handling vorgeworfen und festgestellt wird, daß der DLV nicht in der Lage ist, sein eigenes Instrumentarium zu nutzen.

Der Freispruch des Rechtsausschusses des DLV ist eine Ohrfeige für den Vorstand und sämtliche Beteiligten, denn das Gericht sagt sinngemäß, daß es wegen fehlender juristischer Strafgewalt des DLV, miserabler Sachaufklärung voller Lücken und parteiischer Sachverständiger das Ergebnis nicht bewerten kann, weil es dilettantisch

ermittelt wurde und daher keine Grundlage für eine Entscheidung sein kann. Dies zwingt den DLV zu einem Ablenkungsmanöver, damit sich die Öffentlichkeit nicht mit dieser Drittklassigkeit beschäftigt.

Das Ablenkungsmanöver ist jetzt das Verfahren vor der IAAF. Es ist kein Berufungsverfahren unseres Falles, denn die Sportlerinnen können überhaupt nicht eingreifen. Vielmehr streiten sich die Verbände. Wir dürfen zusehen. Hier treten in London zwei in den Ring, die sich erklärtermaßen nicht wehtun und der Sieger schon feststeht. Die Herren vom DLV und der IAAF sollten aber damit rechnen, daß sie vor objektiven und fairen Richtern stehen. Wir sollen geopfert werden. Wir müssen geopfert werden. Wir sind für den DLV offensichtlich untragbar geworden.

Meine Anwälte werden den DLV zu zwingen versuchen, sich als Beklagte des Verfahrens gegenüber der IAAF zu beteiligen und unsere Interessen wahrzunehmen. Nimmt der DLV unsere Interessen, die nach Auskunft unserer Anwälte erfolgversprechend sind, nicht wahr und sorgt er durch taktisch schlechtes Verhalten dafür, daß er den Prozeß verliert und wir dann gesperrt sind, dann sind wir sportlich und beruflich am Ende und werden so gezwungen, massive Schadensersatzansprüche geltend zu machen.

Seit dem Freispruch vom 5. April wird ständig von den Funktionären des DLV behauptet, daß nur wir manipuliert haben. Gelegenheit

zur Manipulation hat es sehr wohl gegeben, nachdem die Proben Afrika verlassen hatten. Dies konnte nicht einmal Prof. Dr. Donike au-ßer Zweifel setzen. Donike hatte uns bereits verurteilt, bevor er uns überhaupt nach Köln zur Anhörung am 3. Februar geladen hatte. Woher bekommt er die Autorität, in unserem Fall als Richter zu handeln? Nicht zu Unrecht hat deshalb der Rechtsausschuß festgestellt, daß aus den Verdächtigungen und Unterstellungen von Herrn Donike eine gewisse Voreingenommheit uns gegenüber besteht.

Statt das Urteil zu akzeptieren, arbeitet der DLV weiterhin gegen uns. Der Beschluß der IAAF ist nicht aus eigener Regie gekommen, sondern wurde vom DLV - insbesondere von Herrn Kirsch - angezettelt und zu diesem ungeheuerlichen Ausmaß getrieben. Meine Grundrechte als Bürger dieses Landes sind mir versagt worden. Ich bin in der Presse als Lügnerin und Manipulantin dargestellt worden, obwohl wir drei am 5. April ohne Vorbehalt freigesprochen wurden. Die Spitze ist, daß unsere Ankläger zu unseren Verteidigern in London gemacht wurden. Sie stellen sich nicht hinter das Urteil des Rechtsausschusses und werden uns somit der Entscheidungsmacht des IAAF-Schiedsgerichtes ausliefern.

Wir werden kämpfen, auch wenn dies bedeutet, daß wir den DLV selbst verklagen müssen. Denn es geht jetzt wirklich um unsere Existenz.

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