Investitionen zum Erliegen gekommen

UN-Organisation prangert Armut im Süden an

  • Martin Schwarz, Wien
  • Lesedauer: 2 Min.
In Wien begann gestern die Generalversammlung der UN-Organisation für Industrieentwicklung (UNIDO).
Noch nie war die Armut weltweit so präsent wie heute«, warnte UNIDO-Generaldirektor Carlos Magarinos zum Auftakt der Konferenz der Behörde. Durch protektionistische Maßnahmen der westlichen Staaten würden besonders Entwicklungsländer immer mehr in der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit versinken. Gleichzeitig seien dort die Investitionen internationaler Konzerne in den letzten Jahren praktisch zum Erliegen gekommen. Die Folgen dieser Entwicklung sind beschämend: Mit weniger als einem US-Dollar Einkommen pro Tag müssen heute 280Millionen Menschen in den am wenigsten entwickelten Staaten der Welt auskommen, mehr als doppelt so viele wie 1970. In über 30 Entwicklungsländern stirbt jedes zehnte Kind, bevor es fünf Jahre alt wird. Die UNIDO weist in einem aktuellen Bericht zu dem Schluss auf die besonders verheerende Lage in Afrika hin. Entwicklungshilfe und zweifellos gut gemeinte karitative Projekte könnten kaum helfen, da Basis der beinahe epidemisch sich ausbreitenden Armut die wirtschaftliche Marginalisierung der 39 ärmsten Staaten dieser Welt sei. Diese seien nur für ein Prozent der weltweiten Exporte verantwortlich, 1970 betrug ihr Anteil immerhin noch 4,7 Prozent. Gefördert wird diese Entwicklung durch hohe Importzölle, wie sie die USA und die Länder der EU zum Schutz ihrer Märkte verhängen. »Die Marginalisierung der Entwicklungsländer ist inakzeptabel«, so UNIDO-Chef Magarinos in Wien. UN-Generalsekretär Kofi Annan rief schon in der vorletzten Woche die reichen Nationen auf, Importzölle und Subventionen der eigenen Wirtschaft zu beenden, um »afrikanischen Staaten einen fairen Wettbewerb und damit eine Weg aus der Armut zu ermöglichen«. Die UNIDO-Generalversammlung wird noch bis Freitag dauern und einer ganzen Reihe von Staatschefs aus Entwicklungsländern - etwa Uganda, Madagaskar und Ost-Timor - ein Forum bieten. Die UN-Behörde unterstützt mit ihrer Arbeit vor allem eine höhere Effizienz bei der Industrialisierung von Entwicklungsländern und hat dafür in den letzten beiden Jahren 49 Millionen US-Dollar ausgegeben.
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