Die Tricks der Manipulateure
Wie sich politische Propaganda aus dem Fundus der Werbepsychologie bedient Von WOLFGANG REISCHOCK
wünschte Bahnen zu lenken. Dabei werden zugleich die entsprechenden Wert-Zuschreibungen lanciert: Der Kapitalismus etwa wird dann euphemistisch als „soziale Marktwirtschaft“ umschrieben, das Plattwalzen der ostdeutschen Industrien (so Frau Breuel in einer Pressekonferenz) zum „Erneuerungsprozeß“ umgedeutet. Der Gebrauch von so positiven Begriffen wie „Aufschwung“, „Sicherheit und Wohlstand“ oder von Attributen wie „frei“ und „demokratisch“, mit denen Krise, zunehmende Unsicherheit und Ohnmacht wegsuggeriert werden sollen, ist geradezu inflationär
Die schönen Bezeichnungen bilden dann zugleich einen angenehmen Kontrast zum „diktatorischen Terrorregime“ der DDR. Und was diese DDR einmal war, läßt sich semantisch auf „40 Jahre Mißwirtschaft“ und „Stasi-Herrschaft“ reduzieren.
Dafür aber geht's nun sprachlich aufwärts: Wo im Anschlußgebiet (den „neuen Bundesländern“) beispielsweise Preiserhöhungen anstehen, werden sie zu „Angleichungen“ (an das Westniveau) verharmlost, und massive Behinderungen politischer Kräfte links von der SPD erweisen sich - so SPD-Bundesgeschäftsführer Verheugen nach den Potsdamer Bürgermeisterwahlen - als „Zeugnis politischer Reife“ Und wenn in Deutschland massenweise Ar-
beitskräfte „freigesetzt“ werden (ein sprachliches Zeichen, das den Gedanken an Freiheit nahelegt), dann stellt beim noch amtierenden Bundeskanzler das Wort vom „Freizeitpark“ zur rechten Zeit sich ein. So setzt die Neusprache der 90er Jahre ihren Siegeszug offenbar unangefochten fort -George Orwell läßt grüßen! Offensichtlich wird darauf spekuliert, daß solche sprachliche Manipulation in den Alltagsgebrauch und allmählich in das Alltagsbewußtsein eingeht.
Zu den Standardmethoden der Meinungsmanipulation gehört ebenso:
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.