Aktenberge für das Bundeskanzleramt
Kohl, der unbedingt aus den Fußstapfen von Schmidt heraustreten und eigene Erfolge in der Deutschland-Politik aufweisen mußte, wollte - so Bahl - 1982/83 das Zürcher Modell zum Erfolg führen. Bündel mit minutiös aufgeschriebenen „Informationen“ und „Akten-
rungscrew bis weit in die 80er Jahre die Geheimgespräche fortsetzte, in denen nun seitens der DDR ZK-Wirtschaftssekretär Günter Mittag sowie Alexander Schalck das Sagen hatten. Flankiert wurden diese
Banker Bahl notiert nach Gesprächen in Bonn ..
vermerken für das Bundeskanzleramt, deren Empfang von Jenninger bzw dessen Büroleiter Dr Thomas Gundelach quittiert wurden, aber heute in Bonn nicht mehr aufzufinden sind (!}, lagen auf dem Tisch der Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, Weiß (CSU) und Hirsemann (SPD).
Bahl berichtete, was Wienand ebenfalls kund tat, nämlich, daß die Bonner Füh-
Verhandlungen durch Telefongespräche Honecker-Kohl und persönliche Treffen der beiden in Moskau und Stockholm.
Jedoch kam es nicht mehr zu diesem strategisch angelegten Deal 4 Milliarden DM gegen Senkung des Reisealters mit nachfolgenden deutsch-deutschen Kooperationsbeziehungen. Über die „Südschiene“ Strauß - Schalck wurden der
DDR zwei Kredite von je einer Milliarde DM zur Verfügung gestellt, die damit zwar kurzfristig um Reiseerleichterungen herumkam, die aber dafür Änderungen im Grenzregime, z. B. den Abbau der Selbstschußanlagen, anbieten mußte. Honecker setzte auf das „schnelle Geld“ und ignorierte die längerfristige konföderative Annäherungschance.
Hier ist sicher auch eine weitere Wurzel des Scheiterns des „Zürcher Modells“ zu finden, die im Untersuchungsausschuß zur Sprache kam: Die Stasi-Hauptabteilung XVIII versuchte 1986, weitere Kon-
ziehungen im Institut für Internationale Politik und Wirtschaft, dem Ausschuß, wie er im Frühjahr 1983 auf ausdrückliche Veranlassung von Ministerialrat Dr Franz Rösch, Beauftragter der Bundesregierung für den innerdeutschen Handel, mit Bahl bekannt gemacht und in die Connection eingeführt wurde. Der Experte hatte zahlreiche weitere Gespräche mit Bonner Konfidenten.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.