Der Drogenkonsum in Kuba wächst, hält sich aber in Grenzen. Als Transitland gewinnt die Insel an Bedeutung. Beiden Entwicklungen will die Regierung in Havanna einen Riegel vorschieben.
Die Bilanz ist beachtlich: 5160 Kilogramm Marihuana, 506 Kilo Kokain, 7 Kilo Heroin und kleinere Mengen Haschisch, Crack und Psychopharmaka wurden in Kuba letztes Jahr beschlagnahmt oder an den Küsten und in den Territorialgewässern aufgespürt. Das ist das Ergebnis der Operationen »Ache III« und »Coraza Popular«, die im Januar 2003 in Gang gesetzt wurden. Dabei agieren Spezialeinheiten des kubanischen Innenministeriums und der Streitkräfte gemeinsam mit den Komitees zur Verteidigung der Revolution, anderen Massenorganisationen und einem Heer von Familienärzten, Juristen, Psychiatern, Psychologen, Krankenpflegern.
»Ache III« ist gegen den internationalen Drogenhandel gerichtet, der Kuba und die ihn im Norden umgebenden Inselchen als Umschlagplatz zu missbrauchen versucht. »Coraza Popular« hat das Ziel, die Ausweitung des inneren Marktes zu stoppen und ihn auf ein Minimum zu reduzieren.
Das beschlagnahmte Rauschgift war für Drittländer bestimmt. Allerdings nahmen die Zollbehörden immerhin 200 Ausländer fest, die geringe Dosen für ihren persönlichen Verbrauch einführen wollten. Und das ist hier strafbar. Außerdem gingen 72 kubanische so genannte Buscadores, die angeschwemmte Drogenpakete suchen, und wenn sie welche finden, verkaufen, in die Falle der Grenztruppen. Die Gerichte befassten sich in zwölf Monaten mit 600 Rechtssachen von Schmugglern, Dealern und »anderweitig Verwickelten«, von denen 35 Prozent Strafen zwischen 10 und 26 Jahren erhielten.
Kuba ist im Jahre 2003 zum zweiten Mal in Folge als Repräsentant Lateinamerikas und der Karibik in die Drogenkommission der UNO gewählt worden. Der Austausch von Informationen mit ausländischen Diensten, zum Beispiel Interpol, bis hin zu gemeinsamen Untersuchungen hat sich günstig entwickelt. Mit 32 Staaten unterhält Kuba inzwischen Kooperationsbeziehungen auf diesem Gebiet. Mit den USA nicht, die weigern sich nach wie vor.
Die Zeitung »Granma« wies darauf hin, dass die »kubanische Strategie« zugleich ein landesweites Programm der Aufklärung und der Behandlung Drogenabhängiger einschließe. Die Fortschritte sind ermutigend, doch der Kampf gegen Drogen, Korruption, illegale Bereicherung und asoziales Verhalten sei keine vorübergehende Offensive. Es sei vielmehr für das Schicksal der Revolution eine unaufschiebbare Konfrontation zum Wohle der kommenden Generationen.
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