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- BANKGESCHÄFTE MIT DEM FEIND
Europas Banken finanzierten Hitlers Krieg
Warum ist die saubere Schweiz, im Herzen Europas gelegen, nicht Mitglied der Europäischen Union? Jeder Herzklappenschmiergeldempfänger braucht mal ein Nummernkonto im neutralen Ausland, jeder Großkonzern muß einem Diktator einmal etwas überweisen und umgekehrt. Die Schweiz als europäische Finanzdrehscheibe braucht politische Exterritorialität, und Europas Wirtschaft braucht die Schweiz.
Das hat eine Vorgeschichte: Einen bisher wenig bekannten Teil davon hat der Schweizer Journalist Gian Trepp mit der Darstellung der Bank für Internationalen Zahlungsaus-' gleich (BIZ) nun aufgehellt. 1929 wurde die BIZ durch eine Vereinbarung der US-amerikanischen, japanischen, deutschen, britischen, französischen, belgischen und italienischen Regierung gegründet. Sie wurde aus Vertretern der Zentralbanken gebildet und wickelte die Reparationszahlungen Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg an die Westmächte ab. Sitz wurde Basel. Die Schweizer Regierung beschloß, daß die BIZ von der Schweizer Gerichtsbarkeit ver-
schont blieb; das Basler Stadtparlament befreite die BIZ von jeder Steuerzahlung. Im Gegensatz zum zerstrittenen Völkerbund in Genf prosperierte der konspirative Herrenclub der Zentralbankgouverneure in Basel.
Als mit der großen Wirtschaftskrise die Reparationszahlungen 1932 eingestellt wurden, hatte die BIZ ihre bisherige Aufgabe verloren, aber schon ihre nächste gefunden: Sie wurde zu einem Zentrum der Appeasement-Politik der Westmächte gegenüber Nazi-Deutschland. Deutschland und Italien traten aus dem Völkerbund aus, aber nicht aus der BIZ. Als Hitler 1939 die Tschechoslowakei überfiel, transferierte die BIZ die bei der Bank of England deponierten 23 Tonnen Gold der Tschechoslowakischen Nationalbank durch eine Umbuchung an die Reichsbank. Dazu mußte das Gold die Londoner Tresore nicht verlassen, aber die Reichsbank konnte darüber verfügen.
Bis 1939 war Wilhelm Beyen vom holländischen Unilever-Konzern im BIZ-Präsidium. Unilever als weltgrößter
Gian Trepp: Bankgeschäfte mit dem Feind. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich im Zweiten Weltkrieg. Von Hitlers Europabank zum Instrument des Marshallplans. Rotpunktverlag, Zürich 1993. 268 S., br.. 36 DM.
Seifen- und Margarinehersteller betrieb mehrere große Werke in Deutschland. 1939 wurde mit der Wahl des Wall-Street-Bankers Thomas MacKittrick zum Präsidenten das ökonomische Interesse der USA an der BIZ deutlich. Finanziell profitierten englische und französische Firmen am meisten von der BIZ. Über sie wurden die aus den deutschen Reparationen stammenden Investitionen in Deutschland (Reichsschatzanweisungen, Reichsbahn- und Reichspostobligatoren) abgewickelt, einschließlich der pünktlichen Zinsauszahlungen. Dresdner Bank, Commerzbank, Deutsche Bank unterhielten Beziehungen zur BIZ.
Das breite Netz von BIZ-Korrespondenzbanken an der Wall Street und die Bereitschaft zu „Zahlungen ohne Namensnen-
nung“ ermöglichten Deutschland den reibungslosen Einkauf von Kriegsmaterial in den USA. Die BIZ ließ zwischen August 1939 und Mai 1940 nicht weniger als 36 Tonnen Gold nach New York verschiffen. Der größte Empfänger von Reichsbankgold via BIZ war 1941/42 der Banco de Portugal. Die beiden Diktaturen Portugal und Spanien importierten aus Südamerika Rüstungsgüter, Industriediamanten, Wolfram und Platin, die nach Zahlung beim Banco de Portugal in die Schweiz und weiter nach Deutschland und Italien reexportiert wurden. Die Eidgenössische Münzstätte der Schweizerischen Nationalbank goß geraubte ungarische Goldbarren aus BIZ-Depots um und versah sie mit Schweizer Prüfzeichen. Schweden ließ sich seine umfangreichen Erzlieferungen an das Dritte Reich mit Goldlieferungen in der Schweiz bezahlen. Aus den USA nutzten insbesondere IBM, General Electric, Ford und General Motors die BIZ für ihre Handelsbeziehungen mit Deutschland. Auch die Zentralbanken der besetzten Länder Frankreich, Niederlande und Belgien blie-
ben im BIZ vertreten und lieferten ihre Goldschätze den Deutschen aus.
Hitler hütete sich, den für ihn gerade im Kriege unentbehrlich gewordenen Finanzplatz Schweiz zu besetzen. Die BIZ funktionierte nur im Zusammenhang der effizienten schweizerischen Finanz-
dienstleistungen. Die gab es sonst nirgends auf der Welt. Der Schweizer Franken kannte als einzige weltweit akzeptierte Hartwährung trotz Krieg keine Devisenkontrollen, die Schweizerische Nationalbank kaufte der Reichsbank unbesehen und mit gutem Gewinn Gold gegen Franken ab.
Die Weltwährungskonferenz der Vereinten Nationen 1944 in Bretton Woods empfahl die raschestmögliche Liquidation der BIZ. In der US-Regierung, insbesondere beim Finanzminister Morgenthau, gab es Versuche, die Macht der Wall Street und ihres internationalen Systems zu brechen. Doch 1948 wurde die BIZ im Rahmen des Marshallplans zur Clearingstelle der Europäischen Zahlungsunion ausgebaut und blieb unentbehrlich.
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