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  • Politik
  • Zur Sache Nazilied bei Bundeswehr - kein Einzelfall

„Ja 5 wir greifen an“

  • Lesedauer: 3 Min.

„Hinter den großen Bergen, da strahlet die Sonne, leuchten die Gipfel so rot...“, so harmlos und naturverbunden fängt das Fallschirmjägerlied „Hinter den Bergen“ an, das Soldaten der Koblenzer Luftlandekompanie 260 auf Befehl ihres Zugführers auswendig lernen und singen mußten. Doch das Lied aus der NS-Zeit wird natürlich auch konkreter: „Gegner wir kommen; hast du's vernommen? Bald wirst geschlagen du sein“ und der Refrain lautet: „Fallschirmjäger, Fallschirmjäger gehen an den Feind. Narvik, Rotterdam, Korinth, Kreta und Cassino sind Stätten unserer Siege. Ja, wir greifen immer an; Fallschirmjäger gehen ran, sind bereit zu wagen.“

Bezeichnend ist, daß die Saarlandbrigade, zu der auch die Koblenzer Kompanie zählt, zu denen gehört, die womöglich bald wirklich wieder angreifen und „an den Feind gehen“ dürfen. Sie ist Teil der Krisenreaktionskräfte, die für Auslandseinsätze der Bundeswehr vorgesehen sind. Ein Einzelfall, wie der Stabsoffizier der Einheit, Major Egbert Steimer, gerne glauben machen möchte, ist der Vorfall, den Rekruten ans Tageslicht brachten, jedoch keineswegs. Seit Jahren ist nämlich das NS-Lied „Rot scheint die Sonne“ das Lied der Fallschirmjäger schlechthin. Wie die „AKTION 3. Welt Saar“ mitteilt, ist sein Text heute noch in Werbebroschüren der Fallschirmjäger abgedruckt. Im Text heißt es unter anderem: „Klein unser Häuflein, wild unser Blut, wir fürchten den Feind nicht und auch nicht den Tod. Wir wissen nur eins, wenn

Deutschland in Not; zu kämpfen, zu siegen, zu sterben den Tod.“

Während das Kampflied „Hinter den Bergen“ 1984 nach Beschwerden beim Truppendienstgericht für den Gebrauch bei der Bundeswehr verboten wurde, wird „Rot wie die Sonne“ immer noch gelehrt und gesungen. Zum Eklat kam es im Mai letzten Jahres, als auf einer Feier anläßlich der Namensgebung der „Franz-Joseph-Strauß-Kaserne“ im oberbayerischen Altenstadt neben dem Bayernlied und der Nationalhymne auch das alte Nazi-Kriegslied geschmettert wurde. Auf Handzetteln wurde darum gebeten, »nach Kräften mitzusingen“. Während der Feier wurden übrigens auch Gefreite für ihre Einsätze in Somalia geehrt. *

Jedenfalls sind nicht nur Kriegsverherrlichung und entgegen dem angeblich reinen „Verteidigungsauftrag“ der Bundeswehr - immer wieder deklarierte Angriffsbereitschaft keine Ausnahme bei der Armee. Die kaum erfolgte Aufarbeitung “der Wehrmachtzeit macht sich nicht nur im Liedgut der Soldaten fest. Immer noch sind Kasernen nach Helden aus dem zweiten Weltkrieg benannt. Viele Soldaten machen aus ihrer rechtsextremen Gesinnung, von den Oberen derart ermuntert, kein Geheimnis mehr. In der ersten Hälfte dieses Jahres sind bereits 23 rechtsradikale Vorfälle bei der Bundeswehr bekannt geworden. Im letzten Jahr waren es insgesamt 50. Und das sind nur die offiziell bekannt gewordenen und vom Verteidigungsministerium zugegebenen Fälle. Über die Dunkelziffer läßt sich wie immer nur sagen, daß sie im Dunkeln hegt.

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