Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Einen Bunker suchen und fünf Millionen sparen

Wie das Brandenburger Umweltministerium ein Sammel-Lager für radioaktive Abfälle auswählen ließ Von JÖRG STAUDE

  • Lesedauer: 2 Min.

Die gute Nachricht lief am Mittwochnachmittag über die Sender: Für das Brandenburger Landes-Sammellager für schwach-und mittelradioaktive Stoffe kämen noch fünf von vorher 30 Orten in Frage. Darauf hätten sich Gemeinde- und Kreisvertreter, Bürgerinitiativen sowie das brandenburgische Umweltministerium „geeinigt“, wie eine Nachrichtenagentur schrieb. Wahr daran ist, daß fünf Orte bestimmt wurden. Wer allerdings die „Einigungs“-Veranstaltung im Potsdamer Residence-Hotel von Anfang an miterleben durfte, bekam ein Machtspiel der besonderen Güte vorgeführt.

„Eröffnung des Bürgerforums“ stand auf der Einladung ins Potsdamer Hotel. Die Idee zu einem solchen Forum war dem brandenburgischen Umweltministerium nach einem hitzigen Gespräch mit der Bürgerinitiative Heckelberg gekommen. Eine NVA-Bunkeranlage bei Heckelberg - im Nordosten Brandenburgs gelegen - war im letzten Jahr als Lagerort auserkoren worden. Die sofort entstandene Bürgerinitiative erzwang ein Gespräch mit Landesumweltminister Matthias Platzeck (parteilos) am 19. Januar 1994. Platzeck ließ hinterher den Vorschlag zu einem Bürgerforum verbreiten, das so wörtlich - einen „Entscheidungsvorschlag vorbereiten soll“

Parallel dazu wurde das unverdächtige Öko-Institut beauftragt, die vom Umweltministerium bereits favorisierten vier Standorte Heckelberg, KKW Rheinsberg, Schönermark und Storkow genauer sowie 26 weitere Standorte ad hoc zu begutachten. Das Gutachten trudelte um den 10. Juli im Ministerium in Potsdam ein und wurde am 19. Juli erstmals Vertretern aller 30 in Betracht gezogenen Standorte vorgestellt. Das Öko-Institut legte nahe, auf Heckelberg und Rheinsberg zu verzichten, Schönermark und Storkow weiter „einzubeziehen“ und fügte vier weitere potentielle Standorte hinzu: Müncheberg, Wollenberg, Brand und Gräbendorf. In den beiden ersten Orten bildeten sich sofort Bürgerinitiativen.

Am Mittwoch dieser Woche nun sollte das „Bürgerforum“ endlich zu arbeiten beginnen. Doch bevor die „Bürger“ - in der Mehrzahl sowieso Amtsdirektoren und Bürgermeister zu Wort kamen, stellte das Um-

Weitministerium klar, wer der „Verfahrensherr“ ist und verkündete die fünf Standorte, die „tiefer“ geprüft werden sollten: Storkow und Schönermark wie gehabt, das öko-gutachterliche Brand sowie völlig neu und überraschend: Kehrigk (bei Storkow) sowie Neugersdorf (bei Bad Freienwalde).

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal